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Firmen brauchen Luft zum Atmen

Dienstleistungsgedanke auch in Amtsstuben keine leere Phrase mehr

Lübbecke/Minden (WB). Die Verwaltungen befinden sich im Umbruch. Zumindest in den kommunalen »Amtsstuben« sei der Dienstleistungsgedanke in den Köpfen - fast aller - Mitarbeiter fest etabliert.
Ingo Strangmann, Dirk-Walter Frommholz, Jörg-Dieter Brand, Jürgen Heinrich, Liselore Curländer, Klaus Mueller-Zahlmann, Werner Fortriede, Cornelia Schöder, Dr. Friedrich-Wilhelm Hillbrand, Klaus Goeke, Hans-Dieter Bäcker und Hartmut Heinen (v.l.) referierten und diskutierten über eine dienstleistungsorientierte Verwaltung.Foto: WB
Experten aus Wirtschaft und Verwaltung waren sich auf einer Diskussionsveranstaltung im Innovationszentrum Fennel einig: »Auf dem Weg zur ÝWirtschaftsnahen VerwaltungÜ ist man ein gutes Stück voran gekommen. Erklärtes Ziel sei es, mehr Flexibilität und weniger Reglementierung, eine Vereinfachung der Genehmigungsverfahren und die Optimierung der Behördenleistungen für die Unternehmen zu erreichen.
»Nur knapp 17 Prozent der Unternehmen halten ihre Kommune für uneingeschränkt unternehmerfreundlich«, wusste Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann in seinem Grußwort aus einer Umfrage des Münchener Ifo-Instituts zu berichten. Dabei, so Zahlmann weiter, werden durch die Einführung des so genannten ÝNeuen SteuerungsmodellsÜ, durch moderne Managementstrukturen mit flachen Hierarchien oder durch modernes Controlling zwar nicht alle Probleme gelöst, aber das Ziel, wie es der Untertitel der Veranstaltung benennt: »Von der Amtsstube zum Service-Center« sei fest im Visier.
Dass dieser Umbruch in den Verwaltungen seine Zeit brauche, konnten auch die Verwaltungsspitzen der Kreise Herford und Minden-Lübbecke, Landrätin Liselore Curländer und Cornelia Schöder für den verhinderten Landrat Wilhelm Krömer, in ihren Beiträgen verdeutlichen: »Wenn Verwaltungen Kompetenzpartner der Wirtschaft sein wollen, dann müssen auch adäquate Steuerungssysteme wie in der Wirtschaft eingeführt werden«, forderte die Landrätin des Kreises Herford. »Ein Bürokratiedschungel aus mehr als 70000 Gesetzen, Verordnungen und Einzelvorschriften hält die bundesdeutsche Wirtschaft im Griff. Etliche Regeln sind für das Funktionieren unserer Gesellschaft wichtig. Bei anderen stellt sich häufig die Sinnfrage«, kritisierte Cornelia Schöder in ihrem Vortrag.
Bereits 2002 hatte die OstWestfalenLippe Marketing GmbH die Initiative ÝWirtschaftsnahe VerwaltungÜ gestartet. In seiner Präsentation informierte Jürgen Heinrich, Projektkoordinator Modellregion, die rund 50 Teilnehmer der Veranstaltung über die bisher geleistete Arbeit. Als Modellregion für Bürokratieabbau solle Ostwestfalen-Lippe Impulse setzen und den Unternehmen in OWL »mehr Luft zu Atmen geben«.
Über ihre überwiegend positiven Erfahrung mit den Verwaltungen berichteten Ingo Strangmann (VDT VOBRA) und Dr. Friedrich-Wilhelm Hillbrand, Geschäftsführer der Firma Hillkom. In der anschließende Podiumsdiskussion konnten der Lübbecker Architekt Werner Fortriede und Moderator Jörg-Dieter Brand durch ihre kritischen Einwände bzw. Nachfragen verhindern, dass die Veranstaltung zu einer rein positiven Selbstdarstellung der Verwaltung mutierte. Neben aller positiven Bilanz der geleisteten Verwaltungsarbeit, wurde auch deutlich, dass ein gutes Stück des Weges noch vor den neuen Service-Mitarbeitern liegt.

Artikel vom 29.06.2005