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Terror-Attacke der
finsteren Dreibeiner

Tom Cruise kämpft verzweifelt um seine Kinder

Unfreundliche Begegnung der dritten Art: In Steven Spielbergs neuem Science-Fiction-Thriller »Krieg der Welten« sind die Außerirdischen diesmal richtig fies.

Kein niedlicher »E.T.« will darin »nach Hause telefonieren«, stattdessen kämpft die Welt mit dreibeinigen Monstern aus dem All. Held des 133 Millionen Dollar schweren Spektakels ist Hollywoodstar Tom Cruise (42), der bei der PR-Tour allerdings mehr Schlagzeilen mit seiner Schwärmerei über seine neue Verlobte Katie Holmes machte als mit der Arbeit für Spielberg. Das könnte auch nach dem Kinostart so bleiben. Im Gesamtwerk des Starregisseurs nimmt »Krieg der Welten« keinen herausragenden Platz ein.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Science-Fiction-Klassiker von H.G. Wells von 1898, in dem Marsianer die Menschen bedrohen. Legendär ist die Hörspielfassung von Orson Welles, die 1938 die Menschen an der US-Küste in Angst versetzte, weil sie die fiktive Reportage für echt hielten. Spielberg soll im Besitz einer der letzten Kopien des Radioskripts sein.
Eigentlich wollte der »Oscar«-Preisträger (»Schindlers Liste«) gerade einen Film über das Attentat bei den Olympischen Spielen in München von 1972 drehen, als er das fertige Drehbuch von David Koepp bekam, wie er der »Frankfurter Sonntagszeitung« erzählte. Dann konnte er Cruise, der bereits in »Minority Report« für ihn vor der Kamera stand, für das Projekt gewinnen. In 72 Tagen war der potenzielle Blockbuster dieses Sommers fertig.
Die Geschichte steckt einerseits voller Andeutungen auf die amerikanische Welt nach den Anschlägen vom 11. September 2001, andererseits ist es wieder einmal die zerrüttete Familie, die zusammenrückt. Erzählt wird, wie der geschiedene Dockarbeiter Ray (Cruise) an einem Wochenende seine beiden Kinder, die kleine Rachel (Dakota Fanning) und den pubertierenden Robbie (Justin Chatwin), zu Besuch hat und sich urplötzlich einer Invasion aus dem All gegenüber sieht.
Nach einem Gewitter brechen die »Tripoden«, Furcht erregende, grausame Maschinen, aus dem Boden einer Kreuzung in New Jersey. Sie vernichten alles, was sich ihnen in den Weg stellt. »Sind es Terroristen?«, fragt der Sohn am Anfang, als der Spuk losgeht. Bis es ein fast religiös überhöhtes Ende nimmt, muss Cruise etliche Male die Flucht ergreifen und seine kreischende Tochter beruhigen. Während der Odyssee landen die beiden im Farmhaus-Keller eines unheimlichen Außenseiters (Tim Robbins).
Unverkennbar ist der Einfluss der Bilder des 11. Septembers - wie die Menschenmenge panisch auf die Maschinen starrt oder wie in einer anderen Szene Kleidungsstücke vom Himmel regnen. Gegen die Spezialeffekte lässt sich nichts sagen. Wirklich imposant ist es, wenn die Tripoden zum ersten Mal erscheinen, der Horror-Effekt nutzt sich aber ab. Cruise spielt solide, passend wurde die elfjährige Dakota Fanning als seine kleine Tochter ausgewählt - eine Rolle, die nicht von ungefähr an Drew Barrymore in »E.T.« erinnert. Cineplex/Kinoplex.de

Artikel vom 07.07.2005