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Autoverkehr nimmt nicht zu

Eine erneute Zählung in Bad Lippspringe bringt kaum neue Erkenntnisse

Von Karl Pickhardt (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)

Bad Lippspringe (WV). Eine erneute Verkehrszählung in der Bad Lippspringer Innenstadt macht Kommunalpolitiker kaum klüger. Der Autoverkehr hat sich in der Kurstadt seit der vergangenen Zählung vor drei Jahren kaum verändert. Er stagniert.

Die neuen Zahlen, die gestern Abend die Ingenieurgemeinschaft Stolz im Badestädter Bauausschuss nach einer etwa 6000 Euro teuren Zählung im April und Mai präsentierte, sind im Wesentlichen die Zahlen von 2002. Im Ortszentrum an der Hauptkreuzung sei die tägliche Verkehrsbelastung jetzt sogar unter den Wert von 11 000 Fahrzeugen gerutscht, berichtete Diplom-Ingenieur Walter Drewnowski aus Kaarst. Seit sieben Jahren sei in Bad Lippspringe kein nennenswerter Zuwachs an Kraftfahrzeugbelastungen festzustellen. Selbst in der Spitzenzeit zwischen 17 und 18 Uhr ist das Verkehrsaufkommen an der Hauptkreuzung von 1808 (Zählung 2002) auf jetzt 1536 gesunken.
Die meisten Fahrbewegungen in Bad Lippspringe seien Ziel und Quellverkehr zu Wohngebieten oder Arbeitsplätzen. Nur 600 bis 700 Fahrzeuge nutzten täglich die Ortsdurchfahrt (Detmolder Straße) als Duchgangsstrecke zwischen Schlangen und Paderborn.
Der Neubau einer in Bad Lippspringe umstrittenen Umgehungsstraße am südöstlichen Standrand könnte nach Einschätzung der Verkehrsplaner die Ortsdurchfahrt um 2000 bis 2200 Fahrzeuge entlasten. Diese Tangente, über die seit 30 Jahren in Bad Lippspringe beraten und gestritten wird, soll nach jüngsten Schätzungen etwa 8,2 Millionen Euro kosten. Mehrere Bürgerinitiativen stemmen sich gegen diese neue Straße: Sie sei angesichts stagnierender Verkehrsbelastungen und einer überschuldeten Stadtkasse nicht verantwortbar.
Verkehrsplaner Drewnowski empfahl am Abend gleichwohl den Bau einer Tangente mit mehreren Anbindungen über die Straßen Beispring, Zum See und Maximilian-Kolbe. Damit würden die Zufahrtsstraßen gleichmäßig belastet. Der Planer rechnet bei einer stagnierenden Einwohnerzahl (jetzt etwa 15 000) mit einer Zunahme des Fahrzeugverkehrs bis 2020 um rund elf Prozent. Dabei unterstellt er, dass die Mobilität um fünf Prozent und auch die Zahl der Beschäftigten in Bad Lippspringer Unternehmen zunehme. Daran hegten Kritiker wie Grüne-Ratsherr Bernhard Krewet auch gestern Abend wieder Zweifel.
Die Zählungen 2002 mit zurückgehenden Fahrzeugbewegungen hatten Bad Lippspringer Politiker in der Entscheidung über den Neubau einer Straße verunsichert Deshalb wurde im Frühjahr erneut gezählt. »Wir haben jetzt gesichertes Zahlenmaterial«, sieht Gutachter Drewnowski die Zählung von 2002 bestätigt.
Nach den »neuen« Zahlen wollen die Politiker jetzt in ihren Fraktionen erneut über die von Bürgermeister Willi Schmidt befürwortete Tangente beraten.

Artikel vom 28.06.2005