28.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Feuerwehrleute sind angesehener als Ärzte

Kröger stellt den Jahresbericht 2004 für den Kreis vor - Kritik an einzelnen Kommunen

Vlotho (man). Wer bei der Feuerwehr arbeitet, hat allen Grund, stolz zu sein. Dies ergab eine Umfrage, auf die Bernd Kröger, Geschäftsführer der Kreisfeuerwehr, in seinem Jahresbericht zu sprechen kam. Danach genießen Feuerwehrleute das höchste Ansehen in der Bevölkerung - noch vor Krankenschwestern und Ärzten.

Während des samstäglichen Verbandstages stellte Kröger die Zahlen des vergangenen Jahres vor.
Im Kreis Herford waren Ende 2004 genau 2585 Feuerwehrangehörige in neun freiwilligen Feuerwehren organisiert. Das entspricht einer Abnahme von 28 Mitgliedern gegenüber dem Vorjahr. Zurückgegangen ist auch die Zahl der Aktiven auf 1396 - trotz eines Anstiegs in 2003. Kröger: »Die seit ungefähr fünf Jahren andauernde Abwärtsbewegung konnte damit nicht dauerhaft gestoppt werden.«
Doch es gibt auch Anlass zur Hoffnung. Und diese nährt sich nicht nur aus der gesellschaftlichen Reputation der Feuerwehr, sondern auch aus dem Engagement des Nachwuchses: Die Zahlen der Jugendfeuerwehren konnten auch im vierten Jahr in Folge gesteigert werden: in 2004 auf 538.
Von den Feuerwehren im Kreis mussten im vergangenen Jahr 399 Brände bekämpft werden. Nach der Rekordzahl in 2003 (471 Brände) sei die Zahl der Brandeinsätze auf das übliche Maß zurückgegangen, stellte Kröger fest. Anschließend folgte eine kritische Anmerkung: Bedauerlich sei, dass das Land NRW anders als beispielsweise Rheinland-Pfalz bis heute keine gesetzliche Pflicht für die Anschaffung von Rauchmeldern verabschiedet habe.
Verbindliche Mindeststandards fordert Kröger hinsichtlich der Sicherheitskonzepte in Autos. Denn die Rettung von Menschen nach einem Unfall stelle oft technisch höchste Anforderungen an die Einsatzkräfte. 1097 technische Hilfeleistungseinsätze registrierte im vergangenen Jahr die Feuerwehr - in mehr als 20 Prozent der Fälle mussten Menschen oder Tiere aus Notlagen gerettet werden. An die Adresse der Kommunen gerichtet, sagte der Kreis-Geschäftsführer, diese müssten in neue leistungsstärkere Rettungsscheren und Spreizer investieren.
Deutliche zahlenmäßige Verschiebungen gab es in den Bereichen Rettungsdienst und Krankentransport. Auf Grund geänderter gesetzlicher Bestimmungen sank die Zahl der Transporte um 47 Prozent (von 14 839 auf 8 010). Andererseits enorm gestiegen ist die Zahl der Rettungseinsätze (um 56 Prozent von 11 433 auf 17 865).
Kritisch ging Kröger mit einigen Kommunen ins Gericht, ohne sie allerdings namentlich zu nennen. Die Kritisierten kämen ihrer Verantwortung im Bereich Brandschutz nicht nach, auch gebe es Probleme bei der Finanzierung der Feuerwehr: »Anscheinend ist eine im wesentlichen ehrenamtlich und unentgeltlich arbeitende Feuerwehr, deren durchschnittliche Ausgaben pro Bürger für Gerätehäuser, Fahrzeuge, Lohnkosten im langjährigen Durchschnitt etwa 13 Euro betragen, noch zu teuer für die Damen und Herren des Rates mancher Städte und Gemeinden.«
Auch interne Feuerwehr-Probleme sprach Kröger an. Seit zwei Jahren arbeite man in der Kreisleitstelle an einer neuen Alarm- und Ausrückordnung, verbunden mit der Einführung einer digitalen Alarmierung. Die Sache entwickle sich allmählich zu einer »unendlichen Geschichte« - wobei der Geschäftsführer sowohl bei einzelnen Feuerwehren als auch bei der Leitstelle Versäumnisse erkannte.

Artikel vom 28.06.2005