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»Ein Meisterteam verlässt man nicht«

Der Rekord-Torjäger (44 Treffer) fühlt sich bei Grün-Weiß Langenberg pudelwohl

Von Uwe Caspar (Text und Foto)
Langenberg (WB). Als gelernter Zweiradmechaniker, angestellt bei »Fahrrad-Fulland« in Verl, ist Serkan Demir schon von Berufs wegen ein begeisterter Hobby-Radler - mit Schwerpunkt Mountainbike. Doch noch besser kann der kleine Wirbelwind in Diensten von Grün-Weiß Langenberg mit dem runden Leder umgehen: Mit phänomenalen 44 Treffern schoss der »Ballermann« GWL in die Bezirksliga zurück. Im nachfolgenden Interview verrät der herausragende Stürmer der Saison 2004/5 sein Erfolgsgeheimnis.

Sicherlich haben Sie schon nachgeforscht, ob ein anderer Kreisliga-Kicker jemals mehr Tore geschossen hat ...Demir: Ich habe einige Leute befragt, die sich mit dieser Liga auskennen. Aber niemand wusste es so genau. Auf jeden Fall hat in den letzten zehn Jahren kein Stürmer mich übertroffen.
Nach der ersten Halbserie, wo Sie bereits 27 Mal getroffen hatten, steuerten Sie sogar auf die Traummarke 50 zu. Sauer, dass es dann doch nicht klappte?Demir: Überhaupt nicht. Ich denke, dass ich auch auf diese Ausbeute stolz sein kann. Klar, ich wollte auf 50 »Buden« kommen, doch in den letzten vier, fünf Partien, als wir schon als Meister feststanden, fehlte mir etwas die Konzentration. Außerdem gingen die Gegenspieler härter zur Sache.
44 - das ist dennoch eine beeindruckende Zahl. Ein Rekord für die Ewigkeit? Demir: Der Rekord scheint wiederholbar, aber wahrscheinlich nicht von mir. Ohne meine tüchtigen Nebenleute hätte ich ihn aber nie geschafft. Ich möchte mich vor allem bei unseren Scorern Michael Laumeier und Dominik Stach bedanken. Die haben auch viel dazu beigetragen, dass wir auf 110 Tore gekommen sind. Ein tolle Bilanz.
Trotz aller Unterstützung - nur ganz wenigen Fußballern gelingt in ihrer Laufbahn ein solcher Triumph. Verraten Sie uns ihr Geheimnis?Demir: Mit 27 Lenzen bin ich natürlich viel abgezockter als mit 20. Inzwischen weiß ich, wo und wann ich hinlaufen muss, um einen Angriff optimal abzuschließen. Auch meine Balltechnik ist nicht die schlechteste - 12 »Hütten« habe ich übrigens per Freistoß ins Netz geschlenzt.
Wie groß ist der Anteil von Coach Frank Kirschbaum an dem Bezirksliga-Comeback von GWL nach drei Jahren?Demir: Riesig. Alles, was »Kirsche« im Training macht, hat Hand und Fuß. Lieblingsspieler gibt es für ihn nicht, er behandelt alle gleich. Und Frank legt großen Wert auf Disziplin: Vor jeder Meisterschafts-Partie bittet er uns, in punkto Alkohol und Feiern ab Freitag Mäßigung zu üben. Daran haben wir uns im Aufstiegsjahr auch eisern gehalten.
Sie gehen schon in Ihr viertes GWL-Jahr - was fesselt Sie so an den Provinzklub?Demir: Es klingt abgedroschen, aber es stimmt: Hier ist noch eine heile Fußball-Welt mit einer Superkameradschaft - bei unserer Mannschaftsreise nach Marburg hat keiner gefehlt. Und wir werden von den tollsten Fans im ganzen Kreis unterstützt.
Top-Torjäger, auch wenn sie nur in der Kreisliga kicken, sind immer begehrt. Wie viele Angebote lagen Ihnen vor? Demir: Ehrlich gesagt: kein konkretes. Ich hatte nur mal ein lockeres Gespräch mit SV Avenweddes Trainer Robert Purkhart geführt, das war's auch schon. Außerdem verlässt man keine Meistermannschaft, zumal bei GWL auch in der Vorstandsetage alles stimmt. Hier muss man sich einfach sauwohl fühlen.
Mit wie vielen Demir-Toren dürfen wir demnächst in der Bezirksliga rechnen?Demir: 44 werden es sicherlich nicht mehr, ich möchte mich da nicht festlegen. Doch wir wollen mindestens so viele Punkte holen. Das müsste für den angestrebten Klassenerhalt dicke reichen.

Artikel vom 25.06.2005