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Blick in die
russische Seele

Rotarier verpflichten »Nadeshda«-Chor

Rheda-Wiedenbrück (WB). Einen tiefen Einblick in die russische Seele bietet ein außergewöhnliches Konzert am Dienstag, 28. Juni: Auf Einladung des Rotary-Clubs Rheda-Wiedenbrück gastieren der Chor »Nadeschda« und das Folklore-Ensemble »Russitsch« aus St. Petersburg in der Pfarrkirche St. Clemens zu Rheda.

Beginn ist um 20 Uhr. Der Kauf der Eintrittskarte für fünf Euro ist gleichzeitig eine Spende für dringende soziale Projekte in dem Ort Tichvin nahe St. Petersburg, die seit Jahren schon von den Rotariern unterstützt werden.
Die Konzert-Besucher dürfen auf einen Abend der emotionalen Gegensätze gespannt sein. Der zwölfköpfige Chor »Nadeschda« (Hoffnung) steht für die lange Tradition des orthodoxen Chorgesanges, oft geprägt durch jene unbeschreibbare unterschwellige Melancholie. Unter der Leitung von Nadeschda Franko haben sich ausgebildete Sängerinnen und Sänger zusammen gefunden, die mehrjährige Erfahrungen bei Auftritten in orthodoxen Kirchen und Theatern in St. Petersburg mitbringen. Auf der anderen Seite steht die ausgelassene Fröhlichkeit und Lebensfreude russischer Folklore, präsentiert von einer zehnköpfigen Gruppe, zu der Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren gehören. Zusammen mit Leiter Michail Grigoriew haben die jungen Akteure schon ungezählte Zuschauer mit ihrem Gesang und Tanz verzaubert.
Der »Nadeschda«-Chor ist alle zwei Jahre unterwegs, um auf diese Weise Dank zu sagen für die Hilfe, die die Bevölkerung im Raum St. Petersburg erfahren darf. Zum ersten Mal ist es gelungen, diese renommierte Chorgemeinschaft für einen Auftritt in Rheda-Wiedenbrück zu verpflichten. »Hoffnung« ist das, was die Menschen in St. Petersburg und Umgebung haben - und die zahlreichen Vorhaben, die in den vergangenen Jahren angestoßen wurden, geben ihnen allen Grund dazu.
Der frühere Rheda-Wiedenbrücker Stadtdirektor Dr. Otto Schweins war in den 90-er Jahren im Rahmen eines EU-Projektes für 18 Monate in St. Petersburg tätig, um dort Verwaltungsmitarbeiter fortzubilden. Er war bestürzt von den teilweise unmenschlichen Verhältnissen, die er in öffentlichen Einrichtungen in Tichvin vorfand. Kinder leben verlassen und verwahrlost in abbruchreifen Waisenhäusern, alte allein stehende Menschen vegetieren ohne jegliche Unterstützung in kalten zugigen Zimmern, verhaftete Jugendliche werden wegen geringfügiger Delikte oft über viele Monate in menschenunwürdigen Gefängnissen festgehalten.
Mit der Unterstützung eines katholischen Paters und der örtlichen Caritas in St. Petersburg gelang es, diesen Ärmsten der Armen Hilfe zukommen zu lassen. Schweins, selbst Rotarier, band den heimischen Rotary-Club darin ein. Seitdem fließt jährlich ein größerer Betrag nach Tichvin; die Mitglieder des Clubs haben sich bei mehreren Besuchen davon überzeugt, dass das Geld auch tatsächlich bei den Bedürftigen ankommt. Auch die Einnahmen aus dem Konzert in Rheda werden ohne Abzüge nach Russland weiter gegeben.

Artikel vom 25.06.2005