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Claudia Tonn in Ratingen: »Die Erwartungshaltung ist eine andere«


Paderborn (WV). Die dramatische Entscheidung im Kampf um die drei Olympia-Fahrkarten ist noch nicht vergessen. Mit nur acht Punkten Vorsprung auf ihre bemitleidenswerte Klubkollegin Lilli Schwarzkopf löste Claudia Tonn im Vorjahr beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen das Ticket. Eine Zitterpartie mit Happy-End. Damals überraschte LC-Ass Tonn mit dem besten Siebenkampf ihres Lebens. An diesem Wochenende ist die Athen-Zwölfte keine Außenseiterin mehr, wenn es an selber Stelle um die freien Plätze für die WM in Helsinki (6. bis 14. August) geht. »Die Ausgangslage ist eine völlig andere«, sagt die 24-Jährige im Gespräch mit WV-Redakteur Elmar Neumann.
Claudia, im vergangenen Jahr lieferten Sie in Ratingen den bislang besten Siebenkampf Ihres Lebens ab. Mit welchen Gefühlen kehren Sie an die Stätte dieses Erfolges zurück?Claudia Tonn: In diesem einen Jahr hat sich aufgrund der Olympia-Teilnahme eine Menge verändert. Die Ausgangslage ist eine völlig andere. Zum einen setze ich mich viel mehr unter Druck und bin deutlich angespannter als noch vor zwölf Monaten. Zum anderen ist auch die Erwartungshaltung von Außen eine ganz andere. An diesem Wochenende zähle ich zu den Favoritinnen.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen auf eines der drei Tickets ein?Claudia Tonn: Mit Sonja Kesselschläger, Christine Schulz, Katja Keller und meiner Vereinskollegin Lilli Schwarzkopf haben vier Athletinnen die Norm von 6100 Punkten bereits geknackt. Das macht die Situation für mich nicht einfacher. Ich muss unter Beweis stellen, dass ich zu den drei besten Deutschen zähle und bin mir sehr sicher, dass ich wieder ein entscheidendes Wörtchen mitrede.
Bundestrainer Klaus Baarck hat Lilli Schwarzkopf geraten, sich auf die U 23-EM zu konzentrieren. Daher wird sie nicht in Ratingen am Start sein. Eine richtige Entscheidung?Claudia Tonn: Auf jeden Fall. Lilli zählt in Erfurt zum Kreis der Titelanwärter und sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen. Innerhalb von lediglich drei Wochen zwei Top-Ergebnisse abzuliefern, ist nahezu unmöglich und daher halte ich die Entscheidung, auf Ratingen zu verzichten und auf Erfurt zu setzen, für richtig.
In Götzis mussten Sie sich Ihrer Vereins- und Trainingskollegin erstmals geschlagen geben. Hat Sie das geärgert?Claudia Tonn: Ich liege deswegen nicht jeden Abend weinend im Bett, aber gewurmt hat es mich schon ein bisschen. Andererseits war das aber auch irgendwann mal fällig. Wir liegen dicht beisammen und wenn ich - wie in Götzis - in meiner Paradedisziplin Weitsprung patze, kann Lilli an mir vorbeiziehen. Damit ist für mich allerdings keine Welt zusammen gebrochen.

Artikel vom 25.06.2005