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Guter Appetit wichtig für körperliche Fitness

Prof. Heseker hilft alten Leuten wieder auf die Beine

Paderborn (WV). Ein ernährungs- und bewegungswissenschaftliches Modellprojekt der Universität Paderborn ist mit dem Zweiten Platz des »Deutschen Präventionspreises 2005« ausgezeichnet worden.

Die Forschungsgruppe des Paderborner Ernährungswissenschaftlers Prof. Dr. Helmut Heseker bemüht sich darum, den gesundheitlichen Allgemeinzustand von betagten Heimbewohnern zu verbessern. Bei mehreren vorbereitenden Studien hatte Heseker festgestellt, dass Heimbewohner häufig unterernährt sind, obwohl es sich um gut geführte Häuser handelte.
Als einen Hauptgrund macht er Bewegungsmangel aus. »30 Prozent der Bewohner verließen ihre Einrichtung höchstens einmal im Monat, obgleich sie ausreichend mobil waren«, so Heseker. »Somit wurde klar, dass der Kalorienverbrauch zwischen den Mahlzeiten fehlte.« Die alten Leute hätten keinen Hunger, das Essen schmecke ihnen deshalb häufig nicht.
Daraufhin entwickelte Heseker mit seiner Arbeitsgruppe für Menschen in Altenheimen ein Programm zur Muskelkräftigung, das er vier Monate lang in einer klinischen Studie mit Vorher-Nachher-Messungen testete. Ziel war es, durch Bewegung den Appetit zu steigern und damit die Ernährung zu verbessern. Parallel dazu entwickelte der Dozent ein Ernährungskonzept.
Im Caritas-Verband der Erzdiözese Paderborn fand der Wissenschaftler einen geeigneten Partner für die praktische Erprobung. Die Anleitungen für die optimale Verpflegung und Bewegung hatte Heseker für das Pflegepersonal in zwei Handbüchern zusammengestellt. Sie sollen in diesem Sommer im Behr's-Verlag erscheinen.
Der Ernährungsplan berücksichtigt, dass viele alte Menschen einen »geschrumpften« Magen besitzen und deshalb pro Mehlzeit nur kleine Mengen zu sich nehmen können. Heseker: »In diesen Fällen helfen viele kleine Mahlzeiten, ein frühes Frühstück und eine geschickte Erhöhung der Kalorienzufuhr etwa durch einen Extrastich Butter im Kartoffelpüree.«
Neben dem Ernährungskonzept bildet das Bewegungskonzept die zweite Säule des Modells. In einem zwei- bis dreimal wöchentlichen Muskelkräftigungsprogramm über etwa eine Stunde unter der Leitung von Gymnastik- und Sportlehrern werden alle für ein selbstständiges Leben im Alter wichtigen Muskelgruppen trainiert - zum Beispiel die Kraft der Hände, um mit dem Messer ein Stück Fleisch schneiden zu können, oder Muskelpartien, die zum Aufstehen von einem Stuhl benötigt werden.
Nach Angaben des Dozenten führte das Programm dazu, dass die Teilnehmer mobiler wurden, besser Treppen steigen und auch sonst Strecken schneller zurücklegen konnten. Einzelnen sei es gelungen, durch das Muskelkräftigungstraining auf ihre Gehhilfen zu verzichten. »Teilnehmer gaben an, sich insgesamt deutlich besser zu fühlen, was wichtig für die weitere Motivation ist.«

Artikel vom 28.06.2005