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Multiarena schließt in Haaren

Bank hat Kredite gekündigt - Norbert Prüß fühlt sich im Stich gelassen

Von Karl Pickhardt (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Haaren (WV). Das Sport- und Freizeitzentrum »Fit & Fun« in Haaren schließt rund 33 Monate nach seiner Eröffnung zum 1. Juli die Pforten. Die Volksbank Marsberg als wichtigster Kreditgeber hat nach Angaben von Eigentümer Norbert Prüß (49) den Geldhahn zugedreht. Die Bank bestätigte gestern, dass sie die Kredite gekündigt habe. Die gesamte Sport- und Wellness-Arena wird möglicherweise versteigert.

Die zum ersten Oktoberwochenende 2002 hoffnungsvoll gestartete Multiarena drücken auf einem 16 000 Quadratmeter großen Grundstück im Gewerbegebiet Haaren Verbindlichkeiten von mehr als zwei Millionen Euro. Gleichwohl ist Eigentümer Norbert Prüß über die Entscheidung der Volksbank Marsberg bitter enttäuscht. Prüß, der die Multiarena zum 1. Dezember 2004 an seine Ehefrau Angelika Sprenger-Prüß vermietet hatte, machte gestern im Gespräch mit dieser Zeitung die Genossenschaftsbank in der Diemelstadt für das Scheitern des ehrgeizigen Projekts verantwortlich. Kreditzusagen seien nicht eingehalten worden. Die Sparkasse Paderborn, die nach der Fusion mit der Stadtsparkasse Marsberg ebenfalls mit einem kleineren Teil im Finanzboot saß, sei nicht einmal gesprächsbereit gewesen. Somit seien auch 30 Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt worden.
Für die Volksbank Marsberg wies gestern Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Stuhldreier sämtliche Vorwürfe aus Haaren zurück. Die Volksbank habe alle Zusagen erfüllt. Prüß habe seit einem Dreivierteljahr keine Zahlungen mehr geleistet und seinerseits Versprechungen nicht eingehalten. Die Bank von der Diemel fürchtet offenbar, möglicherweise mehr als eine Million Euro im Sintfeld verbrannt zu haben. Sie zieht daher augenscheinlich die Notbremse.
»Wir hätten es schaffen können«, ärgert sich Norbert Prüß über die Entscheidung der Bank. Bei steigenden Umsätzen und reduzierten Personalkosten sei die schwarze Null mit einem längeren Atem des Kreditinstituts in Sicht gewesen. Projekte wie die Multiarena in Haaren bräuchten auch nach Einschätzung der Industrie- und Handelskammer (IHK) etwa fünf Jahre, um wirtschaftlich auf eigenen Füßen zu stehen. In besten Zeiten zählte die Multiarena Prüß zufolge etwa 1000 Mitglieder, die in den Krafträumen Sport betrieben. »Die erforderlichen 1300 Mitglieder waren möglich«, sagte Prüß dieser Zeitung.
Der ehemalige Leistungssportler (Boxen) kündigte eine Schadenersatzklage gegen die Genossenschaftsbank Marsberg in Millionenhöhe an. Auch die Bank erwägt juristische Schritte gegen Prüß.
Norbert Prüß glaubt nicht, dass eine Versteigerung auch nur annähernd den Wert der Freizeit- und Sportanlage bringe. Prüß bezifferte den Versicherungswert von »Multiarena« auf rund fünf Millionen Euro. Dank Muskelkraft auch von Familienangehörigen seien etwa 2,5 Millionen Euro investiert worden.
Seine Ehefrau Angelika Sprenger-Prüß übernimmt am Wochenende die Gaststätte »Zum Speicher« in Borchen. Auch Norbert Prüß plant mittelfristig einen Neuanfang mit einem Sportzentrum in Borchen. »Boxer stehen immer wieder auf, ich kann kämpfen«, sagte der gebürtige Norddeutsche, der sich auch von der Bad Wünnenberger Vereinswelt und Politik im Stich gelassen fühlt.

Artikel vom 24.06.2005