25.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Jürgen Köster

Diese
Woche

Mit Varus werben


Eine solche Chance bekommt die Stadt Bad Driburg so schnell nicht wieder: Die Kur- und Badestadt kann bei den Aktionen und Feierlichkeiten »2000 Jahre Varusschlacht« durchaus im Konzert der Großen (Kalkriese, Detmold, Haltern) mitspielen. Allerdings ist Eile geboten, denn der Anpfiff ist bereits erfolgt, obwohl das Jubiläum erst im Jahr 2009 ansteht. Wollen sich die Bad Driburger in der »Aufstellung« wiederfinden, müssen auch sie ihr Team schnell benennen. Stadt, Kur- und Verkehrsverein mit der Diotima-Gesellschaft, Touristik GmbH und die Unternehmensgruppe von Oeynhausen-Sierstorpff verfügen über mehrere Akteure, die sich auf dem Spielfeld Wissenschaft, Tourismus und Marketing bestens auskennen. »Das ist die erste Liga«, hatte Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff vor den Mitgliedern des Wirtschaftsförderungsausschusses treffend festgestellt. Vielleicht ist es sogar die Champions League. Historisch gesehen ist die Varus-Schlacht sicherlich ein Ereignis, das mehr als nur regionale Bedeutung hat, sie ist sogar von weltgeschichtlichem Rang.
Dr. Peter Bonk, ausgewiesener Historiker und Kenner der Materie, hat sich intensiv mit der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahr 9 n. Chr. befasst und sein Wissen unter anderem in Gütersloh und im Kreis Lippe vorgetragen. Seine Erkenntnisse fanden bis hin zu nationaler Ebene Interesse. In seiner Argumentationskette spielt unter anderem Friedrich Hölderlin eine wichtige Rolle. Er weilte im Sommer 1796 zusammen mit Susette Gontard und dem Romanschriftsteller Wilhelm Heinse in Bad Driburg. »Ich brauchte das Bad ein wenig und trank das köstliche und reinigende Mineralwasser und befand und befinde mich ungewöhnlich gut«, schrieb Hölderlin in seinem Reisebericht. Noch wichtiger jedoch sind Zeilen aus einem Brief an seinen Bruder: »Was Dich besonders freuen wird, ist, dass ich sagen kann, dass wir wahrscheinlich nur eine halbe Stunde von dem Thale wohnten, wo Hermann die Legionen des Varus schlug.« Auch Wilhelm Heinse vermerkte in seinem Tagebuch: »Am Fuß des Knochenberges ist das Thal, wo Hermann die Legionen des Varus schlug.«
Die Varusschlacht, Hölderlins Aufenthalt im Bad oder auch Driburg als Standort der Irminsul: auf geschichtlichem Terrain hat Bad Driburg mehrere Trümpfe in der Hand. Nachdem der Nationalpark offenbar kein Thema mehr ist, müssen sich vor allem die Touristiker schleunigst umorientieren. Bei der Internationalen Tourismus Börse im März 2006 in Berlin muss die Badestadt schon für das »Thal, wo Hermann die Legionen des Varus schlug« werben.

Artikel vom 25.06.2005