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Das Wort zum Sonntag

Von Pfarrer Roland Mettenbrink, Pr. Ströhen


Wie jeden Tag in dieser Zeitung nachzulesen ist, ist eines der Hauptthemen in unserer Kirche und den Gemeinden das Finanzvolumen. An allen Ecken und Enden wird gespart. Besonders die Personalkosten sind zu reduzieren. Das heißt vielerorts: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter droht Stundenreduzierung oder gar ihre Entlassung, manche Gemeinden denken über den Bestand von Kirchen und Gemeindehäusern nach, Schließung von Kindergartengruppen, Aufforderung zu Spenden, Erhebung freiwilligen Kirchgeldes.
Es mag den Anschein haben: Kirche pfeift aus dem letzten Loch. Stimmt das? Das Sorgen um die Finanzen der Kirche ist nur eine Seite.
Ich erlebe Kirche tiefer und reicher. Ich erlebe, wie Menschen nach Gott suchen und ihn erfahren und in ganz neuer Offenheit den Glauben leben. Gott schenkt uns Aufbrüche des Glaubens. Zu erahnen war das im Zusammenhang mit dem Ableben des Papstes Johannes Paul, d. II., und der Wahl Kardinal Ratzingers zum neuen Papst Benedikt, d. XVI..
Wie viele Menschen auch bei uns waren davon wirklich innerlich bewegt? Der Kirchentag in Hannover war ein Glaubensfest. Der kommende Jugendtag in Köln wird eine Demonstration des katholischen Glaubens werden.
Lange nicht mehr war soviel Offenheit für den Glauben in den Gemeinden spürbar. Entgegen herkömmlicher Meinung ist festzustellen: der Gottesdienstbesuch hat nicht abgenommen. Glaubensangebote werden wahrgenommen wie schon lange nicht mehr.
Bei den Konfirmandinnen und Konfirmanden vollzieht sich ein Wandel, sie sind interessiert an Glaubensfragen. Ich erlebe Gemeinde in dieser finanziell schwachen Zeit in vielerlei Weise als kräftiges Zeugnis des Glaubens, das auch mich manchmal beschämt.
Nebenberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verzichten um des Aufbaues des Reiches Gottes auf ihr Gehalt. Menschen, von denen ich es nie gedacht hätte, spenden Summen für die Gemeinde, die wirklich Opfer sind. Jesus spricht vom Reich Gottes, das ohne unser menschliches Zutun wächst.
So erlebe ich zurzeit Kirche. Trotz der manchmal elendig erscheinenden Finanzsituation in unserer Kirche tut sich etwas. Auch in unseren Kirchengemeinden. Die Zeiten ändern sich. Christlicher Glaube ist wieder gefragt. Die christlichen Werte bekommen in der gesellschaftlichen Diskussion immer mehr Stellenwert.
Wirkliche Gläubigkeit und echte Frömmigkeit sind nicht mehr Randthemen, sondern geraten in den Mittelpunkt unseres gesellschaftlichen Gesprächs. Die Andachten und Gottesdienste im Regierungsviertel in Berlin, so war unlängst im Fernsehen zu hören, werden von immer mehr Parlamentariern besucht. Das ist nur ein Beispiel! Es tut sich was.

Artikel vom 25.06.2005