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Vorfreude auf Herforder Orgelsommer

Posaunenchor und Stefan Kagl begeistern in der Münsterkirche


Herford (HK). Vor einem großen Publikum musizierte in diesen Tagen der Posaunenchor der Herforder Christuskirche unter seinem Leiter Detlev Höner zu Siederdissen zusammen mit Münsterorganist Stefan Kagl. Auf dem Programm standen Werke von Barock bis Moderne.
Die musikalische Qualität des Bläser-Ensembles ist außerordentlich. Es ist ein Klangkörper von großer Homogenität, der aber auch das Zusammenspiel mit der Orgel mühelos beherrschte. Besonders großartig erklang so der »Marche triomphale« von Sigfrid Karg-Elert über den Choral »Nun danket alle Gott«. Dieses Werk zeigt, dass selbst die Klangfülle einer großen Orgel wie der des Münsters noch zu steigern ist, wenn so begnadete Blechbläser hinzutreten.
Von beeindruckender Perfektion war auch die Präsentation des dreichörigen Satzes »Jauchzet dem Herren alle Welt« von Heinrich Schütz, die aus der Mitte des Kirchenschiffs sowie von den seitlichen Emporen dargeboten wurde. In Herford war dieses Werk erst kürzlich anlässlich der Einweihung der neuen Orgel der Kirche auf dem Stift Berg von drei Chören gesungen zu erleben. Am meisten werden wohl diejenigen die Musik genossen haben, die den Text dazu im Ohr hatten. Als Zugabe brachten die Bläser eine höchst intelligente Kombination des bekannten »Kanons« von Pachelbel mit dem irischen Segenslied »Möge die Straße uns zusammenführen«, komponiert von Frank Dorschel (geb. 1970).
Außerordentlich waren auch die Improvisationen von Stefan Kagl, die übrigens nicht improvisiert klangen: Kagl hat ein unfehlbares Rhythmusgefühl und zudem ein ebenso unfehlbares Gefühl für musikalische Form, dazu viel Sinn für Humor. Er legt ein Gewebe von Stimmen vor wie Johann Sebastian Bach, um darauf eine lustige Frühlingsmelodie als Hauptmelodie erklingen zu lassen. Oder er greift in die Stilschublade von Vierne und Widor und erfüllt das Gotteshaus mit rauschenden Klängen und betörenden Harmonien als Grundlage für das schöne Frühlingslied »Geh aus mein Herz« (EG 503), schließt aber dann mit einem kecken Kuckucksruf. Herford hat allen Grund, sich auf seinen Orgelsommer zu freuen.
Gerd Büntzly

Artikel vom 24.06.2005