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Name:Baarck
Vorname:Klaus
Geburtsdatum:9. August 1944
Geburtsort:Demmin
Familienstand:verheiratet mit Sabine, zwei Kinder: Kristin (23), Rene (33)
Größe:1,84 m
Gewicht:90 kg
Verein: SC Neubrandenburg
Beruf:Werkzeugmacher,
Diplom-Sportlehrer,
Siebenkampf-Bundestrainer
Hobbys:dafür bleibt mir leider keine Zeit
Stärken:sollen andere beurteilen
Schwächen:siehe Stärken
Lieblingsgetränk:Whisky
Lieblingsessen:Thüringische Klöße
Lieblingsmusik:
Lieblingsurlaubsort:
querbeet
Australien
In der ehemaligen DDR Lehrwart für Mehrkampf, jetzt Siebenkampf-Bundestrainer: der 59-jährige Neubrandenburger Klaus Baarck. Foto: WV
Claudia TonnClaudia ist eines unserer hoffnungsvollsten Talente und neben Sonja Kesselschläger, Katja Keller und Karin Ertl eine der heißesten Anwärterinnen auf ein Ticket für die WM in Helsinki. Wenn sie ihre Schwächen Kugel und Speer in den Griff bekommt, kann sie eine ganz Große werden. Dann traue ich ihr Ergebnisse um die 6500 Punkte zu. Sollte ihr das nicht gelingen und die Leistung über einen Zeitraum von zwei, drei Jahren stagnieren, wäre eine Spezialisierung auf den Weitsprung sicherlich eine Überlegung wert. Aber das kann nach der überragenden Steigerung im vergangenen Olympia-Jahr momentan kein Thema sein.

Lilli SchwarzkopfLilli ist in ihren Leistungen etwas ausgeglichener als Claudia. Das ist insgesamt eine rundere Sache. Ihre große Stärke ist der zweite Tag und da insbesondere der Speerwurf. Um weitere entscheidende Fortschritte zu machen, muss sie an ihrer Schnelligkeit arbeiten. Ein solches Manko spiegelt sich in allen Disziplinen wider. Genau wie die 20-jährige Leverkusenerin Christine Schulz sollte Lilli sich in diesem Jahr aufgrund ihres Alters noch auf die U 23-EM in Erfurt konzentrieren. Dort können diese beiden ganz vorne mitmischen und sicherlich auch eine Medaille holen. Das sollte Lilli letztlich weiter bringen als eine Mittelfeld-Platzierung bei den Weltmeisterschaften. Außerdem bietet sich mit der Universiade in Izmir im August noch eine weitere Möglichkeit für einen internationalen Auftritt.

Ratingen 2005Der Kampf um die WM-Fahrkarten dürfte ebenso spannend werden wie im vergangenen Jahr die Vergabe der Olympia-Tickets. Sicher mit nach Helsinki fährt die in Ratingen beste deutsche Siebenkämpferin, wenn sie dort die Norm von 6100 Punkten übertrifft. Eine Rangliste aus den Resultaten von Götzis und Ratingen wird darüber Aufschluss geben, an wen die beiden anderen Plätze vergeben werden. Die U 23-Athleten Lilli Schwarzkopf, die nicht in Ratingen startet, und Christine Schulz werden nur dann noch auf den WM-Zug aufspringen, wenn sie in Erfurt ein sensationelles Resultat um die 6300, 6400 Punkte raushauen sollten.

DLVDer DLV macht eine schwierige Zeit durch. Es werden immer neue Begründungen geliefert, warum die Ergebnisse nicht so sind, wie sie seien sollten. Aus meiner Sicht ist ein entscheidender Grund, dass man es nach der Wende versäumt hat, mehr von den Strukturen des DDR-Systems zu übernehmen. Da ist zu wenig rübergerettet worden. Insbesondere das Sichtungs- und Auswahl-Prinzip sowie die bedingungslose Förderung waren hervorragend. Heutzutage ist es doch häufig so, dass große Talente frühzeitig kürzer treten müssen, weil sie es sich nicht erlauben können, den beruflichen Werdegang zu vernachlässigen. Mit Kompromissen kann man nicht in die Weltspitze vordringen.

LC PaderbornMit dem Ahorn-Sportpark verfügt der Verein über optimale Rahmenbedingungen. Bei meinem ersten Besuch in Paderborn war ich sehr erstaunt, welche Möglichkeiten diese Anlage bietet. Aber ich denke, dass der Verein noch nicht alles aus diesen Möglichkeiten herausholt. Als regionales Leichtathletik-Zentrum müsste die Arbeit noch stärker auf den Leistungssport ausgerichtet werden.

Reinhold SchwarzkopfIch habe den Mehrkampf-Trainer des LC Paderborn in diesem Jahr bei einem Trainingslager in Südafrika näher kennengelernt. Er ist sehr wissbegierig und sucht stets nach neuen Wegen. Soweit ich das beurteilen kann, hat er noch leichte Schwächen im Umgang mit den Athleten. Da könnte er etwas mehr Fingerspitzengefühl walten lassen. Aber - das weiß ich aus eigener Erfahrung - es ist auch eine sehr schwierige Situation, wenn man zwei Athletinnen in seiner Trainingsgruppe hat, die beide in die Weltspitze geführt werden wollen. Da ergeben sich zwangsläufig hin und wieder ein paar Reibungspunkte.

Carolina KlüftDie Schwedin ist eine absolute Ausnahmeerscheinung und steht auf einer Stufe mit Weltrekordlerin Jackie Joyner-Kersee. Sie dominiert die Siebenkampf-Szene derzeit nach Belieben. Was mich an der Olympiasiegerin am meisten beeindruckt, ist ihre mentale Stärke. Während sich andere Athletinnen in den Pausen zwischen den Disziplinen in sich zurückziehen und sich den Kopf darüber zerbrechen, was sie alles hätten besser machen können, tänzelt Carolina Klüft durchs Stadion, lässt sich durch nichts die gute Laune verderben. Mit dieser extrem optimistischen Einstellung bewahrt sie sich die Lockerheit, die für so großartige Leistungen notwendig ist. Auf welch hohem Niveau sie sich bewegt, verdeutlicht die Tatsache, dass sie auch unter den Spezialistinnen im Weitsprung und Hochsprung zur absoluten Weltspitze zählt.

DDRMan darf nicht alles verdammen, was in der Deutschen Demokratischen Republik abgelaufen ist. Ich kann nicht sagen, dass es mir in jener Zeit schlecht gegangen wäre. Als Lehrwart für Mehrkampf hatte ich aber natürlich auch das Glück, meine Athleten regelmäßig zu Wettkämpfen im Ausland zu begleiten und auf diese Weise die ganze Welt kennenzulernen.

Mein schönster SiegWenn ich ein Ereignis herausheben muss, dann ist es der Gewinn der Bronzemedaille von Anke Behmer bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul. Nachdem sie sich im Weitsprung eine Zerrung zugezogen hatte, schienen bereits alle Medaillenträume geplatzt. Doch dann warf sie den Speer mit nur einem Schritt Anlauf 45 Meter weit - wir hatten auf 38 Meter gehofft - und beendete den Siebenkampf mit fantastischen 2:04 Minuten über die 800 Meter. Das reichte noch zu Bronze und war ein unglaublich emotionales Erlebnis für die Athletin, aber auch für ihren Trainer.

Meine schlimmste NiederlageDie gibt es nicht. Es sind bei den Wettkämpfen ja meist zwei, drei Athletinnen von mir im Einsatz und da gibt es weder eine durchgehende Euphoriewelle noch komplett missglückte Wettkämpfe. Mit der einen freut man sich, eine andere muss man trösten.

Ich wünsche mir . . .. . . dass alle Athletinnen von schwer wiegenden Verletzungen verschont bleiben, die Politik das Problem der Arbeitslosigkeit endlich in den Griff bekommt und die Kluft zwischen Arm und Reich kleiner wird.

Aufgezeichnet von:
Elmar Neumann

Artikel vom 25.06.2005