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»Eis darf nicht eiskalt sein«

Vanille, Schokolade und Erdbeere sind und bleiben das Maß aller Dinge

Von Thomas Hochstätter
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). In ein Malaga-Eis gehören richtig viele Rosinen rein. Und die müssen ordentlich in Rum getränkt sein. »Or-dent-lich!«

Da lässt Patrizia Luther nicht mit sich reden. Deshalb passt es prima, dass sie als Chefin solche Geschmacksdetails selbst in der Hand hat: Im Café Finselbach wird das Eis nämlich noch selbst hergestellt. Und im Zweifel lieber mit ein paar Rum-Rosinen mehr.
Zwischen 150 und 180 Liter Speiseeis gehen in der traditonsreichen Konditorei an der Klosterstraße Woche für Woche über die Theke. »In der Hochsaion gibt es 15 Sorten, im Winter drei bis vier, und raten Sie mal, welche!« Die Wahl fällt nicht schwer, denn der westfälische Kaffeehausbesucher ist ein Gewohnheitstier: An Vanille, Schokolade und Erdbeer führt auch 2005 noch kein Weg vorbei - allen Schlumpf- und Joghurteiscremes zum Trotz.
Deswegen hat Finselbach-Mitarbeiterin Viktoria Pauls am Mittwochmorgen natürlich auch wieder die Klassiker angerührt. Und dazu etwas Nusseis. »Etwas« heißt in diesem Fall vier bis sechs Liter oder »zwei bis drei Wannen« in der Konditorensprache. Viktoria Pauls hat dabei Hilfe von der Labotronic 2842. Das ist eine ganz coole Maschine vom Hersteller der Ferraris unter den Eisbereitern, der italienischen Firma Carpigiani. »Aus der kommt das Eis portionierbar«, erklärt Patrizia Luther. Das heißt, es ist nicht zu kalt. Zu kaltes Eis, etwa minus 18 Grad wie aus der Tiefkühltruhe, will nämlich niemand. »Das schmeckt nach nichts«, weiß die Expertin. »Wenn ich Ihnen ein Eis direkt aus dem Froster servieren würden, dann würde Ihnen das einfach nur kalt vorkommen.« Vier, fünf Grad wärmer müsse es sein. Sein Aroma entwickeln. »Wie - wie - wie ein guter Käse«, fällt Patrizia Luther ein. Diese Geschmacksrichtung ist übrigens nicht unter den 15 Sorten, die es an der Klosterstraße im Außer-Haus-Verkauf gibt. Doch die Kundschaft kommt auch mit Zitrone, Stracciatella, Karamel, Haselnuss, Mandel und so weiter gut zurecht. Bei dieser vergleichweise kleinen Auswahl können die Eisgäste dafür sicher sein, dass sie weder Konservierungs- noch Farbstoffe aus der Waffel schlecken. »Auch die Soßen für unsere Eisbecher machen wir selbst«, sagt die Finselbach-Chefin. »Unsere Eisbecher«, das sind in der Hochsaison bis zu 70 verschiedene Pokale, nach denen man sich bei regelmäßigem Genuss um seine Figur keine Sorgen mehr machen machen muss. Aber wie sagt Patrizia Luther? »Eis muss süß sein, und man muss immer mehr davon essen wollen - dann ist es gut.«

Artikel vom 23.06.2005