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Greifvögel kreisen über »Hammerhof«

Ausstellung »Greife, Menschen, Lebensräume« im Waldinformationszentrum Scherfede

Von Ulrich Schlottmann
Kreis Höxter (WB). Einträchtig sitzen sie in der Ausstellungshalle des Waldinformationszentrums Hammerhof nebeneinander: der größte und der kleinste Greifvogel der Welt. Der südamerikanische Andenkondor hat eine Spannweite von 3,80 Metern, der auf dem indischen Subkontinent beheimatete Rotschenkelzwergfalke kommt dagegen gerade einmal auf 25 Zentimeter.

Diese beiden Extreme stehen exemplarisch für den großen Artenreichtum der Greifvogelspezies. In der Ausstellung »Greife, Menschen, Lebensräume«, die am Sonntag im Scherfeder »Hammerhof« eröffnet wird, sind sie allerdings die einzigen Exoten, denn der Schwerpunkt liegt bei den mitteleuropäischen Greifen. Das Spektrum reicht hier vom majestätischen Steinadler über den etwas bizarr anmutenden Gänsegeier bis hin zum heimischen Wanderfalken.
Mehr als 50 unterschiedliche Greifvogelpräparate werden vorgestellt. Sie stammen alle aus dem Privatmuseum von Markus Böhner aus Bad Lippspringe, der eine der bedeutendsten Sammlungen in Deutschland besitzt. Den Kontakt zu dem Sammler hatte der Kirchborchener Ludwig Rampsel vom Deutschen Falkenorden hergestellt. Die Falknervereinigung hat die Ausstellung gemeinsam mit den Forstleuten vom Waldinformationszentrum zusammengestellt und wird sie mit Flugvorführungen der Greife an den Sonntagen bereichern.
Die Ausstellung verfolgt nach den Worten von Oberforstrat Martin Wagemann, Leiter des Waldinformationszentrums, drei Ziele: Zum einen soll die Bandbreite der mitteleuropäischen Greifvögel dargestellt, zum zweiten die geschichtliche und aktuelle Bedeutung der Falknerei aufgezeigt und zum dritten die ökologische Situation der Greife beleuchtet werden.
Letzteres ist nach Ansicht von Forstoberinspektor Ernst-Michael Fischer besonders wichtig, »denn die Greife sind wichtige Indikatoren im Ökosystem.« Will heißen: Wenn es den Greifvögeln schlecht geht, sind auch die Menschen bedroht.
Fischer erinnert in diesem Zusammenhang an den inzwischen europaweit verbotenen Einsatz des Insektenvernichtungsmittels DDT. Die großflächige Verwendung dieses Mittels hatte verheerende Auswirkungen auf die Greifvogelbestände, weil den Tieren die Nahrungsgrundlage entzogen wurde und das in den Körpern eingelagerte Gift zudem dazu führte, dass die Eierschalen der Greife zu dünn wurden, um ein Gelege erfolgreich zur Brut zu bringen.
»Nach dem Verbot von DDT und einem umfassenden Greifvogelschutz haben sich die Bestände wieder erholt«, freut sich der Forstmann, nach dessen Worten hierzulande vor allem Mäusebussarde, Turm- und Wanderfalken, Habichte, Sperber, Rotmilane und Weihen anzutreffen sind.
Das Waldinformationszentrum rechnet für die Greifvogelschau, die bis zum 3. Oktober gezeigt wird, mit einem noch größeren Interesse, als dies schon bei den beiden vorausgegangenen Holz-Ausstellungen zu verzeichnen gewesen war. Die Ausstellungszeiten sind daher ausgedehnt worden, und zwar auf mittwochs bis freitags von 14.30 bis 17.30 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Parallel dazu ist auch das Café geöffnet.
Neben der Greifvogelpräsentation in der naturnah gestalteten Ausstellung werden auf einem Großbildschirm auch Filmbeiträge gezeigt. Als zusätzliche Attraktion bieten Falkner an den Sonntagen neben den Flugvorführungen fachkundige Führungen an.
An zehn Sonntagen stehen zudem verschiedene Vorträge zum Thema »Greifvögel« auf dem Programm. Außerdem können Besucher sonntags mit der Kutsche zum nahegelegenen Wisentgehege fahren. Führungen für Schulklassen und andere Gruppen können unter Telefon 05642/949750 vereinbart werden.

Artikel vom 24.06.2005