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Rezepte gegen die Insolvenz

FDP-Stammtisch zeigt Chancen auf

Verl (WB). »Insolvenz - Chancen und Risiko«: Über dieses Thema hat die Verler FDP jetzt bei ihrem monatlichen Mittelstandsstammtisch diskutiert. Schnell wurde deutlich, dass die Anzahl der Insolvenzen den Zustand der Wirtschaft in unserem Land widerspiegele.

Schon jetzt seien 6,9 Prozent der Wirtschaft von Unternehmensinsolvenzen betroffen. In den vergangenen Jahren gingen etwa 40 000 Privatpersonen und Unternehmungen in die Insolvenz. Hierfür gebe es eine Reihe von Ursachen, wie etwa mangelnde kaufmännische Kompetenz vieler Kleinunternehmen und häufig große Außenstände der Betriebe. Hiervon seien gerade Handwerksbetriebe und kleine Mittelständler zunehmend betroffen, denen oft eine zu dünne Kapitaldecke zum Verhängnis werde. Auch viele Ich-AG's seien insolvenzgefährdet.
Die Chancen einer Insolvenz sehen die Fachleute in einer frühzeitigen Eröffnung des Verfahrens. In vielen Fällen sei dann eine Weiterarbeit nach erfolgter Wertberichtigung oder Erhöhung der Kapitaldecke gegeben oder ein Neuanfang möglich. Leider werde dieser Schritt meist zu spät getan.
Unternehmen seien gut beraten, sich rechtzeitig das kaufmännische Fachwissen anzueignen oder sich von Fachleuten helfen zu lassen. Auch eine gesetzliche Änderung forderte die Gesprächsrunde: Diese soll den Steuerberater mehr in die Pflicht und ihn für seine Tätigkeit in Haftung nehmen. Grundsätzlich sollten Kleinunternehmen überlegen, ob es nicht sinnvoller sei, ihren Betrieb in eine GmbH umzuwandeln, da damit auch eine Haftungsbeschränkung einhergehe. Hilfreich könne die vom Gesetzgeber angestrebte Senkung der Haftungssumme einer GmbH von 25 000 auf 10 000 Euro sein.
Der Gesprächskreis bedauerte, dass nur wenige im Falle einer Insolvenz die Chance zu einem Neuanfang hätten. Die gesetzlichen Möglichkeiten und Hilfen wie Schuldner- oder Rechtsberatungen würden unzureichend genutzt und in der Regel erst bei einer Insolvenz in Anspruch genommen. Es gebe aber auch die Möglichkeit einer Entschuldung, indem ein Tilgungsplan aufgestellt wird, der den finanziellen Möglichkeiten des Schuldners angepasst ist. Nach einer sechsjährigen Wohlverhaltensphase kann die Schuld als getilgt angesehen werden.
Alle Beteiligten waren der Meinung, dass der zunehmenden Anzahl von Insolvenzen nur durch eine Bewusstseinsänderung entgegengewirkt werden könne. Die Kultur »Heute kaufen und morgen zahlen« verführe zum Schuldenmachen und führe damit ebenso in die Insolvenz wie eine laxe Unternehmensführung.
Der nächste Mittelstandsstammtisch - am 10. Juli um 10 Uhr im Landhotel »Altdeutsche« - befasst sich mit dem Thema: »Ich-AG, Vor- und Nachteile«.

Artikel vom 23.06.2005