22.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Besucher hat eine Staffelei gemalt und einen Sticker des Künstlers Ensor eingeklebt. Der thront wie ein vollendetes Gemälde auf der Staffelei.

»Begeisterung«
in vielen Sprachen

Lob und Tadel für MARTa im ersten Gästebuch

Von Kathrin Weege
Herford (HK). Mal in schön geschwungener Schreibschrift, dann in gleichmäßigen Druckbuchstaben oder auch einfach lieblos dahingeschmiert haben die Besucher von England über Polen bis Brasilien und von Herford bis in asiatische Gegenden - eben aus der ganzen Welt - ihre ersten Eindrücke von MARTa im Gästebuch festgehalten. Tenor: Ein Eindrucksvoller Gehry-Bau mit großartiger Ausstellung.

»Die Bilder von Ensor und das Gebäude haben gut getan«, lautet der erste Eintrag im Buch von einer Lemgoerin. In französischer Sprache steht geschrieben: »La présentation est parfaite.« Ein Londoner Besucher titelt: »A wonderful building, a grat exibition.« »Plötzlich ist die Welt in Ostwestfalen-Lippe«, fasst ein anderer Schreiber zusammen. Schulklassen zeigen ihre Begeisterung, hinterlassen Namen und kleine liebevolle Malereien.
Asiatische Schriftzeichen schmücken das Gästebuch förmlich, doch wird der Inhalt dieser Seiten den meisten Herfordern wohl im verborgenen bleiben. Liebevoll hat ein anderer MARTa-Fan ein paar Staffeleien gezeichnet; auf die eine hat er einen Ensor-Sticker aufgeklebt. Er thront wie ein fertiges Gemälde auf der Staffelei. Stolz hat auch die vierjährige Clara ihren Namen im ersten, jetzt fast gefüllten, MARTa-Gästebuch verewigt. Ein Verehrer des Architekten richtet seine Worte direkt an Frank Gehry. Er schreibt: »Lieber Frank,...«
Kritiker nahmen im Gästebuch kein Blatt vor den Mund. Viele von ihnen hinterlassen dabei allerdings ihren Namen nicht. Eher einen freundlichen Seitenhieb im Bezug auf die niedrigen Betonträger im Foyer des Lippoldbaus gibt ein Engländer, der schreibt »Mind Your Head« (Achte auf deinen Kopf.) und in Klammern seine Körpergröße »1,95 m« dahintersetzt.
Lauter klagen andere. Wie man so viel Geld verschwenden könne, wo andererorts die Menschen hungern. Hier ergänzt jemand anderes: »Der Mensch braucht Brot und Kunst.« Schlechte handwerkliche Leitungen am Bau, urteilt ein Besucher: »Schade. Ein unter großem Namen zusammengezimmer Bau.« Gleich mehrfach beschwerten sich MARTa-Gäste über die Toilettenanlagen. Die WC-Anlagen seien unsauber und zu klein.
Ein elfjähriges Mädchen schreibt: »Mir hat die Ausstellung Angst gemacht!« Bei manch Besucher gibt's auch Missverständnisse. So fragt in dem Gästebuch jemand, was Tupac eigentlich zum Helden macht. »Wenn Fragen offen sind, wäre es schön, wenn sich die Besucher an die MARTa-Mitarbeiter wenden«, bittet MARTa-Pressesprecher Nils Vondré.
Klar überwiegen im Gästebuch die positiven ersten Eindrücke.

Artikel vom 22.06.2005