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Als »Bobby« Arne Friedrich austrickste

Fußball: Michael Johanning hört nach sechs Jahren auf

Von Stephan Arend
Steinhagen (WB). Mit Spvg. Steinhagen II von der B-Liga in die Fußball-Bezirksliga aufgestiegen - und das als Reserve-Team. Michael Johanning erlebte als Trainer ereignisreiche sechs Jahre am Cronsbach.

Ausgerechnet beim »Abschiedsspiel« bekam die weiße Weste des Erfolgscoaches einen Fleck. Die Spvg.-Reserve stieg aufgrund des schlechteren Torverhältnisses in die Kreisliga A ab. »Im ersten Moment ganz bitter. Doch mit etwas Abstand ist es für die Mannschaft besser, zumal die A-Liga sehr reizvoll ist. Niemand hat erwartet, dass wir dauerhaft in der Bezirksliga spielen«, so der Trainer. Für das WB blickt Michael Johanning auf die vergangenen sechs Jahre zurück.

Die Anfänge
Anfang 1999 musste Steinhagens erste Mannschaft in der Bezirksliga um den Klassenerhalt bangen. Der damalige Coach Olaf Tödtmann ist gefeuert worden. Reinhard Elbracht und ich haben das Team bis zum Saisonende übernommen. Das hat gut geklappt. Wir sind mit einem 4:1-Auswärtssieg in Hillegossen gestartet und mussten am Ende nicht mehr zittern.
Meine Karriere als Spieler war zu diesem Zeitpunkt wegen Verletzungen eigentlich schon beendet. Weil für die erste Mannschaft in Jochen Krämer schon ein neuer Trainer feststand, habe ich die Reserve in der Kreisliga B übernommen.
Der erste Aufstieg
In der Saison 1999/2000 sind wir gleich in meinem ersten Trainerjahr in die Kreisliga A aufgestiegen. Die Mischung aus erfahrenen Spielern wie Charly Walter, Axel Möller und Andreas Retthofer sowie jungen Leuten passte. Wir haben uns mit Ummeln II und Langenheide einen Dreikampf um die zwei Aufstiegsplätze geliefert. Am vorletzten Spieltag traf Langenheide auf Ummeln. Unsere komplette Mannschaft war anwesend. Um frühzeitig aufzusteigen, durfte Langenheide nicht gewinnen. Und prompt führte Ummeln 2:0. Wir fingen schon an zu feiern, als Axel Möller einem Ball hinterher lief und schnell zurück ins Spiel schoss. Ich habe ihn angemault und gefragt, was das soll. Er antwortete: »Ich will Meister werden.« Langenheide drehte die Partie noch und siegte 3:2. Wir sind dann eine Woche später gegen Genclik aufgestiegen.
Die schönsten Siege
Das besagte 1:0 gegen Genclik. Wir mussten bis zur 77. Minute zittern, ehe Mario Palmas endlich den erlösenden Treffer erzielte. Es war sein erster und einziger Schuss aufs Tor in dieser Saison.
Auch das 2:1 im Bezirksliga-Abstiegsfinale 2004 bei Altstadt werde ich nicht vergessen. Die waren Zweiter, wollten unbedingt gewinnen und führten sogar. Meine Mutter hatte mir vorher ein T-Shirt mit der Aufschrift »Nicht Absteiger« geschenkt. Das hatte ich übrigens auch vor zwei Wochen an. Doch weil wir abgestiegen sind, kam es natürlich nicht zum Vorschein.
Weitere Erfolge
Es war eine kleine Sensation, dass wir uns nach dem Aufstieg in der Saison 2000/2001 für die eingleisige A-Liga qualifiziert haben. Wir hatten ja kaum Punkte aus der Vorsaison mitgenommen, sind dann aber Dritter geworden. 2002/2003 sind wir nach dem 16:0 gegen Bosporus in die Bezirksliga aufgestiegen. Es gab einen Empfang auf dem Rathaus-Balkon. Im Feiern macht uns ohnehin niemand etwas vor.
Unvergessene Tore
Als ich mit Reinhard Elbracht die Bezirksliga-Mannschaft übernommen habe, hat Bobby Wessels das 1:1 gegen Spitzenreiter FC Gütersloh II erzielt. Ein super Treffer aus 16 Metern, bei dem sein Gegenspieler Arne Friedrich ganz alt aussah.
In der Saison 2002/2003 ist Amshausen abgestiegen und nicht wir. Es wäre wohl anders gelaufen, hätte der Schiedsrichter beim 1:1 im direkten Duell den regulären Treffer von Robert Helmig anerkannt. Er übersah aber, dass der Ball durch ein Loch im Tornetz geflutscht war.
Mein größter Fehler
In der Schlussphase des B-Liga-Aufstiegsrennens habe ich gegen Hoberge Thomas Jurascheck eingewechselt. Der war in der Firma mein Azubi, aber leider gar nicht spielberechtigt, weil er schon für die Erste gespielt hatte. Nach dem Punktabzug habe ich schlecht geschlafen. Ich habe damals reichlich Lehrgeld bezahlt.
Die bitterste Niederlage
Das 1:11 gegen Theesen in der vergangenen Saison. Die Kritik und Äußerungen innerhalb und außerhalb des Vereins waren genauso enttäuschend wie unser Auftritt. Ich habe gemerkt, wie vergänglich der Erfolg ist.
Meine Zukunft
Mit der Vorstandsarbeit bei der Spvg. will ich mich nach meinem Urlaub intensiver befassen. Sonntags werde ich mir die Spiele der ersten oder meiner zweiten Mannschaft anschauen. Ich fahre auch mal mit dem Fahrrad zum Training und mache bei den Jungs mit. Und irgendwann spielt die alte Truppe vielleicht ja wieder bei den Altherren zusammen.
Am meisten vermisse ich...
Die zwei bis drei Stunden nach dem Training in der Kabine.
Am meisten freue ich mich ...
Dass ich mehr Zeit für meine kleine Tochter habe. Dass ich mir sonntags aussuchen kann, welches Spiel ich mir anschaue und dass mich ein großer Batzen von Gedanken nicht mehr belastet.

Artikel vom 23.06.2005