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Zeckengefahr lauert
nicht nur in Wäldern

Holzböcke können schlimme Krankheiten übertragen

Von Wolfgang Braun (Text)
und Harald Iding (Foto)
Kreis Höxter (WB). Zeckenbisse: Zur Panik besteht kein Grund, zur Vorsicht schon. Deshalb rät Dr. Wilfried Münster, Arzt in der Abteilung Gesundheitswesen des Kreises Höxter, sich nach Spaziergängen in Wald und Flur auf Zecken gründlich abzusuchen.

Gisela Meierhofer, Leiterin der evangelischen Kindertageseinrichtung »Kunterbunt« hat sich zur Gewohnheit gemacht, die Kinder nach Spaziergängen nach Zecken in ihren Haaren und an ihrem Körper suchen zu lassen. »Einmal habe ich sooo viele gefunden«, erzählt die kleine Maya und spreizt alle Finger und den Daumen an ihrem linken Händchen hoch. Gisela Meierhofer weiß, wie Zecken sorgfältig entfernt werden. »Zecken lassen sich am besten mit einer feinen Pinzette oder mit einer der Zeckenkarten, wie sie in Apotheken ausliegen, aus der Haut drehen«, empfiehlt Dr. Münster. Aber: »Ganz falsch ist Öl, Klebstoff oder Nagellackentferner auf die Tierchen zu tupfen. Denn das provoziert die Zecken, die Krankheitserreger vermehrt auszustoßen, sie regelrecht auszukotzen.«
Im Prinzip seien es zwei Gefahren, die von dem Biss eines Holzbocks, der nicht nur im Wald, sondern auch auf Wiesen heimisch ist, ausgehen können. Zum einen die so genannte Borreliose, die von Borrealia-Bakterien verursacht wird, die im Zecken-Speichel leben können, Zum anderen die Frühsommer-Hirnhautentzündung (FSME), die durch eine Viren bewirkt wird.
Für diese Art von Infektionen gibt es bestimmte Hochrisikogebiete, zu dem auch der Süden Deutschlands bis zur Main-Linie, aber auch wohl bald Mecklenburg-Vorpommern gehört, wo jetzt eine FSME-Fall aufgetreten ist. Experten vermuten, dass sich durch die zunehmende Erwärmung die Bedrohungsgrenze immer weiter noch Norden verschiebt. Vor allem Österreich und Osteuropa zählen zu den Gebieten mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einer Übertragung der Frühsommer-Hirnhautentzündung durch Zeckenbisse. »Es empfiehlt sich also, wenn man beispielsweise plant, im Umland von Passau eine Wandertour zu unternehmen, sich vorher gegen FSME-Erreger impfen zu lassen. Das kann auch unmittelbar vor dem Fahrtantritt erfolgen«, meint Dr. Wilfried Münster. Aber nicht jeder Zeckenbiss muss zur Ansteckung führen: In den Risikogebieten sind etwa nur 0,2 bis 5 Prozent aller Zecken mit FSME-Viren infiziert.
Gegen Borreliose-Erkrankungen hilft keine Impfung. Aber sie sind mit Antibiotika behandelbar.
Das Tückische an der Borreliose ist, dass die Krankheit nach anfänglichen Rötungen an den Stichstellen zunächst einmal längere Zeit ruhen kann, so dass ein Zusammenhang mit dem Zeckenbisse nicht mehr hergestellt wird. »In späteren Phasen kann sie das Nervensystem beeinträchtigen, zu Lähmungen oder einer Hirnhautentzündung führen und sich in Gelenk- oder Herzerkrankung niederschlagen«, macht Dr. Münster die Gefährlichkeit dieser Infektion deutlich, die vollkommen unabhängig von FSME-Risikogebieten auftreten kann.

Artikel vom 23.06.2005