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Im Schnitt nur
70 Patienten

WBK: Schon wieder Entlassungen

Von Wolfgang Braun
Höxter (WB). Weil sich die Patientenauslastung wesentlich schlechter entwickelt hat als erwartet, müssen etwa 100 Mitarbeiter der Asklepios Weserbergland-Klinik jetzt am Monatsende mit einer betriebsbedingten Kündigung rechnen.

Diese schlimme Nachricht überbrachte Wilhelm B. Volkert, Geschäftsführer der Klinik, den etwa 245 Mitarbeitern in einer Betriebsversammlung am Dienstag Nachmittag. »Das ist eine Katastrophe«, gibt die Betriebsratsvorsitzende Silvia Störmer im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT die niedergeschlagene Stimmung der Belegschaft wieder. Volkert: »Wirtschaftliche Gründe zwingen uns zu diesem Schritt, aber die Auslastung liegt seit einem halben Jahr bei nur durchschnittlich dreißig Prozent.« Von den vorgehaltenen 250 Betten seien von Januar dieses Jahres bis jetzt im Durchschnitt nur 75 belegt gewesen.
Diese Entwicklung irritiert um so mehr, als wegen der geringen Auslastung des Hauses, die Asklepios-Weserbergland-Klinik seit Januar 2005 als reine Reha-Klinik geführt wird. Zuvor war die WBK, wie sie im Volksmund heißt, Akut-Krankenhaus für physikalische und neurologische Therapie und war als solches in eine erhebliche wirtschaftliche Schieflage geraten. Im Zuge der Umstrukturierung war bereits die Zahl der Vollzeitstellen von 340 auf 219 zusammengestrichen wurden.
Nach der Neuorientierung der WBK als Fachklinik für neurologische und orthopädische Rehabilitation sei der »Anstieg der Bettenauslastung auf das angestrebte Niveau deutlich langsamer erfolgt als von den Kostenträgern und der Klinikleitung geplant«, erläuterte Volkert.
Die Ursache seien zusätzliche Restriktionen im Gesundheitswesen und auch eine starke Verunsicherung der Patienten. »Viele, denen eine Anschlussheilbehandlung nach einem Krankenhausaufenthalt angeraten wurde, beantragen diese nicht, weil sie Angst um ihren Arbeitsplatz haben«, so sieht es der Klinik-Chef.
Auch andere Reha-Krankenhäuser seien von diesem Problemen betroffen. Aber: »Uns trifft es in der Startphase und deshalb ganz besonders hart.«
Derzeit verhandeln Klinikleitung und Betriebsrat über die Ausgestaltung eines Interessenausgleichs und eines Sozialplans. An der Gesamtkonzeption der Klinik ändere sich jedoch nichts, betonte Volkerts.
Er unterstrich auch, dass zur Aufrechterhaltung des anerkannt hohen medizinischen Niveaus etwa 30 Mitarbeiter über den derzeitigen Basisbedarf hinaus weiterbeschäftigt werden.
Der Asklepios-Kliniken-Konzern hatte die wirtschaftlich angeschlagene Weserberglandklinik im September 2002 übernommen. Die damals eingeleitete Umstrukturierung hatte 3,5 Millionen Euro gekostet. Allein für Renovierungsarbeiten im Hochhaus wurden Ende 2004 noch 1,3 Millionen Euro ausgeben.
Volkert: »Wenn wir von der Asklepios-Gruppe nicht überzeugt wären, dass das neue wirtschaftliche Konzept der WBK Sinn macht, würden wird einem Schrecken ohne Ende ein Ende mit Schrecken vorziehen.«

Artikel vom 23.06.2005