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See jagt Bokel
große Angst ein

Erörterungstermin Sandabgrabung

Halle (kg). Ein 5,6 Hektar großer See direkt an der Ampelkreuzung in Bokel - Stadt, TWO, Naturschutzverbände und Anwohner sind vehement dagegen, ebenso wie Baron Benedikt Teuffel von Birkensee. Doch gestern beim Erörterungstermin in der Haller Remise nahmen auch Fachbehörden Stellung, die die Bedenken der Haller nicht in diesem Maße teilen.

Wie bereits berichtet, hat die Firma Johann Bunte aus Willich an der Kreuzung Gütersloher Straße/Tatenhausener Straße eine Sandabgrabung für die Autobahn geplant. In dem insgesamt 8,3 Hektar großen Areal - heute großteils Acker und Grünland -Êwill das Unternehmen per Schwimmbagger und Spülfeld rund 490 000 Kubikmeter Sand abbauen -Êjedenfalls war das ursprünglich vorgesehen. Die Grube sollte planmäßig vollaufen, so dass in dem Eck zwischen L 782 und K 25 ein etwa 15 Meter tiefer Landschaftssee entstehen würde.
Problematisch ist das Vorhaben vor allem aus hydrogeologischer Sicht: Im Wasserwerk Tatenhausen werden 70 Prozent des Haller Trinkwassers gefördert, in Bokel der Rest. »Die Stadt wird ihr Grundstück nicht zur Abgrabung zur Verfügung stellen«, kündigte Bauamtsleiter Jürgen Keil an und regte an, den Erörterungstermin abzubrechen. Fast ein Viertel des benötigten Grundstücks gehört der Stadt, die der Ansicht ist, dass ein Sandabbau auf der Restfläche kaum noch wirtschaftlich sein dürfte. Die Stadt will der Firma Bunte auch kein Wegerecht erteilen, wie Keil sagte.
Dem schließt sich auch Benedikt Teuffel von Birkensee an. Der Eigentümer von Schloss Tatenhausen sorgt sich, dass der Wald »auf Dauer trocken fällt«.
Wo sinkt der Grundwaserspiegel? Wo steigt er an, womöglich gar um 40 Zentimeter, wie ein Planer vom Bielefelder Büro BGU einräumte, dem Büro, das die Wasserfrage für die Firma Bunte untersucht. Arno und Jutta Dietrich übergaben Wolfgang Schulze vom Kreis Gütersloh (der Kreis ist Genehmigungsbehörde) für ganz Bokel eine Liste mit weit mehr als 200 Unterschriften gegen die Abgrabung. Bokels Hausbesitzer fürchten, dass der Grundwasserspiegel höher ansteigt als bisher angenommen. Sie wehren sich gegen »massive wertmindernde Bauschäden« wie feuchte Wände und Wassereinbrüche im Keller. Sie sorgen sich, dass Unfälle »katastrophale Auswirkungen« haben.
Eine mögliche Infiltration und damit Verunreinigung des Trinkwassers sei ausgeschlossen, verwiesen die Bunte-Gutachter auf Sicherungsmaßnahmen. Auch das Staatliche Amt für Umwelt und Arbeitsschutz sah diese Gefährdung nicht.
Der Kreis geht davon aus, dass demnächst noch einmal über einen überarbeiteten Antrag beraten werden muss. Die Gutachter werden noch ein internes Gespräch führen. Gegebenenfalls gibt es einen zweiten Erörterungstermin.

Artikel vom 23.06.2005