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Ältester Tristantext in
Deutschland entdeckt

210 Originalverse der Mittelalter-Sage

Regensburg (dpa). In der Zentralbibliothek des Bistums Regensburg ist bei einer Katalogisierungsaktion eine der ältesten Handschriften der Tristan-Sage entdeckt worden.

Bei den beiden 800 Jahre alten Pergamentseiten handele es sich um den ältesten Tristan-Text in Deutschland, berichtete die Regensburger Literaturwissenschaftlerin Edith Feistner. Die doppelseitig beschriebenen Blätter seien von der Bayerischen Staatsbibliothek in München auf Grund der Handschrift auf den Zeitraum zwischen 1200 und 1225 geschätzt worden. Ein ähnlich altes Tristan-Dokument sei bisher nur in Kärnten in Österreich gefunden worden, sagte die Professorin.
Die Regensburger Fragmente geben die mittelhochdeutsche Erzählung von Eilhard von Oberg wieder, die etwa 1170 entstanden ist. Die Tristan-Geschichte war vermutlich aber bereits lange davor bekannt. Von Obergs Stück diente als Vorbild für spätere Werke über »Tristan und Isolde«, bekannter ist allerdings die Version von Gottfried von Straßburg (1210).
Auf den zwei Tristan-Seiten aus der Kirchenbibliothek in Regensburg sind laut Feistner 210 von 9750 Versen der Originalerzählung enthalten. Die Blätter hätten in der Vergangenheit als Einband für andere Bücher gedient, erklärte die Leiterin des Lehrstuhls für Ältere Deutsche Literaturwissenschaft der Universität Regensburg. Bei der Katalogisierung, die zur Entdeckung der Tristan-Erzählung führte, seien 350 Fragmente mit Texten aufgetaucht, die teilweise bislang völlig unbekannt gewesen waren.

Artikel vom 21.06.2005