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Der echte und
der falsche Bach

»Kunst und Künstlichkeit« im HNF

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Das Literatur- und Musikfest »Wege durch das Land« macht am Sonntag, 3. Juli, erstmals auch Station im Paderborner Heinz-Nixdorf-Museumsforum.

»Ich gehöre zu den langjährigen Besuchern dieser Reihe und habe schon diverse Standorte kennengelernt«, berichtete gestern der Geschäftsführer des HNF und Gastgeber Dr. Norbert Ryska. »So entstand die Idee, auch unser Haus einzubiehen.« Das Computermuseum sei zwar vor allem ein Technikmuseum, dennoch gebe es mancherlei Themenbezüge zu Kultur und Literatur.
In der Veranstaltung am 3. Juli (Beginn 18 Uhr) sollen diejenigen zwischen Kunst und Künstlichkeit, zwischen Authentizität und Reproduzierbarkeit literarisch und musikalisch ausgelotet werden. Mit dem Büchner-Preisträger Durs Grünbein wurde dazu einer der renommierten deutschsprachigen Gegenwartsautoren eingeladen, der aus seinen Gedichten liest und im Zwiegespräch mit dem Lyriker Michael Hofmann zu erleben ist. Ein nicht nur Filmfreunden bekannter Kopf wird sich dem Werk des amerikanischen Schriftstellers William Gaddis widmen: Schauspieler Gottfried John liest dessen Monolog über »Das mechanische Klavier«.
Den konzertanten Teil bestreitet das Ensemble »Musica Antiqua Köln«, das sich der historischen Aufführungspraxis alter Werke verschrieben hat. Unter der Leitung von Reinhard Goebel spielt das Quartett Bachs »Kunst der Fuge«.
Das HNF wird sich in der gut einstündigen Pause des zweiteiligen Abends mit einer Reihe von künstlerischen Intermezzi beteiligen. So führt Schauspieler Heiko Grosche den »Schachtürken«, einen mechanischen Vorläufer der heutigen Schachcomputer, vor. Auf einem mechanischen Klavier aus der Schausammlung erklingen klassische Kompositionen, und Dr. Stefan Stein präsentiert ein Computerprogramm mit simulierten Bach-Kompositionen, die so echt klingen, dass es selbst Kennern schwer fällt, sie von Original-Werken zu unterscheiden. Außerdem werden etwa 25 Schreibmaschinen-Typen gezeigt, mit denen Schriftsteller wie Bert Brecht, Kurt Tucholsky, Ernest Hemingway und Leo Tolstoi ihre Werke verfasst haben.
Da die Reihe mittlerweile einen überregionalen Besucherkreis gefunden hat, sind nur noch wenige Karten erhältlich. Brigitte Labs-Ehlert vom veranstaltenden Literaturbüro Detmold möchte diesmal vor allem Studenten, denen die Karten (24 bis 44 Euro) zu teuer sind, den Besuch ermöglichen. Gruppen von mindestens vier Studierenden erhalten bei gemeinsamer Buchung (Ruf 05231/982545) einen Sondertarif von 15 Euro pro Person. Alle Besucher können außerdem bereits ab 16 Uhr mit ihren Eintrittskarten auch das Computermuseum kostenlos besichtigen.

Artikel vom 21.06.2005