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lborg hat viel mehr
zu bieten als Akvavit

Prächtige Bauten und historische Schätze in Jütland

Von Thomas Albertsen
Was haben Steinhagen und lborg im Norden Jütlands gemeinsam? Beide werden überregional als Schnapsstadt wahrgenommen, beide wehren sich vehement gegen dieses Image. Doch während die schmucke ostwestfälische Kleinstadt nicht wesentlich mehr als eben die »hochprozentige« Historie aufweisen kann, ist das sichtbar reiche lborg nicht nur die Heimat des berühmten Akvavits.

Dazu hat sicher auch die strategisch günstige Lage am Osten des Limfjordes beigetragen. Vom Reichtum der Stadt künden prächtige Bauten. Neben dem Schloss ist dies vor allen Dingen Jens Bangs Stenhus, ein aus Stein errichtetes fünfgeschossiges Renaissance-Bürgerhaus. Der ebenso streitsüchtige wie prunkliebende Großkaufmann ließ die Masken an der Fassade als Karikaturen seiner zahlreichen Widersacher anfertigen und sein eigenes Konterfei mit herausgestreckter Zunge auf der dem Rathaus zugewandten Seite anbringen.
Wenige Schritte davon entfernt befindet sich die Budolfikirke, der Dom von lborg. 800 Jahre wurde daran herumgebaut, die markante Barockspitze des Kirchturms ist heute lborgs Wahrzeichen. In der Kirche finden herausragende Konzerte mit renommierten Künstlern statt.
Im »lborg Historiske Museum« ist der städtische Silberschatz ebenso zu sehen wie Beispiele des Glases, welches in den Mauern der Stadt gefertigt wurde. Prunkstück ist aber das lborger Zimmer aus dem Jahr 1602. Es ist das schönste in Skandinavien erhaltene holzgetäfelte Renaissancezimmer. Ursprünglich war es Teil des Kaufmannshauses von Niels Christensen an der ¯sterågade, welches im 19. Jahrhundert abngerissen wurde. Schon damals sorgte der Handwerkerverein von lborg dafür, dass dieser Raum erhalten und in einen Neubau integriert wurde. 1897 kam das Zimmer dann ins Museum. Die Decke besteht aus bemaltem Kiefernholz, die Wände sind mit Eichenholzschnitzereein verziert. Ein Prunkstück ist der Galskyt-Schrank aus dem Jahr 1610, eine bemerkenswerte lborger Handarbeit.
Nicht besucht werden darf das benachbarte Helligånd-Kloster, stattdessen führt der Rundweg durch die Altstadt am Denkmal der Gänsemagd und dem mächtigen Zimberstier vorbei zur Jomfru Ane Gade. Diese Kneipenstraße ist in ganz Dänemark bekannt - für ausschweifendes Partyleben und ausgezeichnete Livemusik.
Ein Besuch in lborg wäre nicht komplett, würde man nicht auch die Liebfrauenstadt, das Viertel der Lehensmänner, besichtigen. Die kleinen, puppenstubenhaft wirkenden Häuser dienen noch heute als Wohnungen und wirken fast wie ehemalige Pferdeställe in den Hinterhöfen großbürgerlicher Anwesen.
Schon die Wikinger siedelten auf einer Anhöhe der nördlichen Küste von lborg. Lindholm Høje ist bis heute die wichtigste Sehenswürdigkeit der Region, denn schon seit 1899 weiss man, dass dort nicht nur in der Wikingerzeit und der Germanischen Eisenzeit gesiedelt wurde, sondern sich auch ein Gräberfeld mit Brandgräbern befand, die von Steinsetzungen umgebungen waren. Auf der windigen Hügelkuppe war der Sand beinahe ständig in Bewegung, und so war die Anlage von bis zu vier Metern Flugsand bedeckt. Diesem verdanken die Archäologen, dass nicht nur Reste von verkohltem Holz, Knochensplitter und winzige Bruchstücke von Bronze und Glas übrig blieben.
Rund 700 Gräber hat man auf Lindholm Høje gefunden, aber auch eindeutige Spuren, dass dort Langhäuser errichtet worden waren. Zwei Dörfer gab es, man vermutet, dass es zwei Entwicklungsphasen derselben Siedlung sind. Man kennt zwar nicht die Ausdehnung, aber weiss, dass die Gehöfte mehrfach erneuert wurden. Sogar einen per Streichbrettpflug bearbeiteten und unter dem Flugsand bestens konservierten Acker hat man entdeckt.
Im Museum sind wichtige Fundstücke, aber auch Rekonstruktionen zu sehen. In Dioramen werden Szenen aus dem dörflichen Leben wiedergegeben. Im Sommer finden Wikingerfestspiele auf dem Gelände statt. Dann erwacht die archäologische Stätte zu neuem Leben.
www.visitnord.dk
www.visitaalborg.com

Artikel vom 24.06.2005