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Schützen feiern mit zwei Königen

Fest auf dem »Berge« vom 24. bis 29. Juni - »Bärenkappenkompanie« marschiert mit

Herford (HK). Die Schützengesellschaft zu Herford von 1832 feiert vom 24. Juni bis zum 28. Juni 2005 ihr Schützenfest und am 12. November 2005 das Herbstfest. In diesem Jahr haben die Schützen vom »Berge« sogar zwei Könige in ihrer Gesellschaft, denn ihr Schützenkamerad Gerd Hensel ist seit dem Radewiger Schützenfest Stadtschützenkönig.

Aus diesem Grund hat die Schützengesellschaft sich etwas Besonderes einfallen lassen und über die 3. Kompanie - federführend durch Schützenleutnant Horst Dierker mit Unterstützung der heimischen Brauerei - Verbindung zur »Bärenkappenkompanie« aus dem niedersächsischen Hoya und dem Musikzug Hoya aufgenommen. Diese Abordnung wird zu Ehren der Stadtmajestät am Schützenfestsamstag (25. Juni) in Herford am Schützenumzug teilnehmen. Die Uniformen der 1621 gegründeten Bärenkappenkompanie entstammen der Armee der Grafen von Hoya, die noch bis ins 16. Jahrhundert im Gebiet Bremen-Minden herrschten.
Die Uniform besteht aus schwarzer Jacke und Hose und der Bärenfellkappe, die mit den Insignien der Grafschaft, den Bärentatzen, verziert ist. Aufgaben dieser Mannen war es früher, so genannte »Sappen« (Schützengräben) zu bauen. Die Mitglieder dieser Truppe (Sappeure, Vorläufer der Pioniere) waren Zimmerleute.
Auch die »Bärenkappenkompanie« wird mit ihrem Hauptmann und König, Braumeister Thomas Stukenborg, in Herford vertreten sein. Besonders zu erwähnen ist, dass im 15. Jahrhundert in der Grafschaft Hoya Herforder Bier bevorzugt wurde, das vermutlich durch den Transport auf der Weser den Weg dorthin gefunden hat.
Über das Bier gibt es in der Heimatgeschichte vieles zu berichten. So war es bei unseren germanischen Vorfahren Brauch, dass Bier von den Frauen hergestellt wurde.
Noch im 14. Jahrhundert, sagt das Herforder Rechtsbuch, gehörten zum Frauengerät alle Braugefäße wie Pfannen, Bottiche, Tröge, Stellfässer nebst Kühlfass und sonstige Gerätschaft. Der Erfolg im Bemühen, den Geschmack des Biers zu verbessern, war in den einzelnen Landesteilen sehr unterschiedlich. Kein gutes Rezept dürften die Münsteraner mit ihrem Grut-Bier gehabt haben. Es bestand aus einem Gemisch von Myrten, Rosmarin, Wacholder, Kümmel, Anis und Kirschen.
Als es der päpstliche Gesandte beim Westfälischen Frieden gekostet hatte, meinte er mit saurer Miene: »Noch etwas Schwefel dazu und der Höllentrank ist fertig.«
Die bessere Rezeptur kam jedoch die Herforder teuer zu stehen. 853 bestimmte Kaiser Ludwig, dass die deutsche Abtei Herford dem Bischof 20 Eimer Met, 20 Eimer gehonigtes Bier und 40 Eimer ungehonigtes Bier zu liefern habe. In einer Urkunde werden 1147 als kaiserliche Einkünfte aus dem Stift Herford 20 Seidel Met, 20 Seidel gehonigtes und 60 Seidel ungehonigtes Bier genannt.
Die Ursprünge des Bierbrauens reichen bis in die Frühgeschichte zurück.
Als die Sumerer um die Wende vom 4. zum 3. Jahrtausend vor Christus in Mesopotamien die erste städtische Hochkultur der Menschheit entwickelten, gehörte der bierähnliche Trunk dazu.
Im Mittelalter war es üblich, dem Bier so ziemlich alles zuzusetzen, was der Kräutergarten hergab: Anis, Kümmel, Rosmarin, Wacholder, Stechapfel, Lorbeer, Enzian. Weil man den Gärprozess sowieso nicht im Griff hatte, versuchte man den Charakter des meist abenteuerlich schmeckenden Gebräus durch solche Zusatzstoffe einigermaßen festzulegen.
1516 erließ dann der bayerische Herzog Wilhelm IV. sein berühmtes Reinheitsgebot.

Artikel vom 21.06.2005