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»Wahrnehmen,
was ich sehe«

Fotoausstellung in der Volksbank

Bad Oeynhausen/Herford (WB). »Wahrnehmung - Schwarz-Weiß-Empfindungen«: So lautet der Titel einer Fotoausstellung mit der Gohfelderin Christiane Weigel. Sie ist derzeit in der Volksbank Bad Oeynhausen-Herford zu sehen.

»Alle Dinge sind dazu da, damit sie uns Bilder werden in irgendeinem Sinne.« Diesen Satz von Rainer Maria Rilke macht sich die Fotografin zu Eigen, wenn sie mit ihrer Kamera auf Motivsuche ist. Mit ihren Fotos entfaltet sich die Sicht auf Objekte, Menschen, Landschaften - frei von allen Einordnungsgedanken. Ohne bunte Ablenkung bekommt nur Wesentliches einen Ausdruck. »Die eigene Wahrnehmung dient der subjektiven Sinnesverführung - Lieblingsfarben, Erinnerungen und Assoziationen. Schwarz und weiß und voller Kontraste kann und soll der Betrachter seine eigenen Farbspiele inszenieren«, sagt Christiane Weigel über ihre Arbeiten.
Die 1965 in Wilhelmshaven geboren Fotografin ist auch Werbekauffrau und weiß deshalb um die Wirkung von Bildern bestens Bescheid. Das Auge des Betrachters allein entscheidet über den Ausdruck eines Bildes. Weigel: »Meine eigene Sicht auf die Dinge ist nur ein Teil einer nicht endenden Geschichte. Mit jedem Augen-Blick entsteht eine neue Variante, und mit jedem Betrachten dieser Abweichung entsteht eine weitere. Ich sehe, was ich wahrnehme - ich nehme wahr, was ich sehe.«
Nur weil für die Künstlerin der Himmel gelb erscheint und die Wiese blau, müsse das nicht auch für ihren Nachbar gelten. Nur weil ihr Strand violett aussehe, könne es für einen anderen ein gelber Traumstrand sein.
Diese Ausstellung ist eine Einladung zum Sehen. Christiane Weigel: »Wie in dem alten Kinderspiel ÝIch sehe was, was du nicht siehstÜ möchte ich Anregung zu neuen Bildern in den Köpfen der Betrachter geben. Die uneingeschränkte Sicht auf Dinge gewähren und für wahr nehmen lassen, was für das Auge wahr erscheint.
In den Foto-Collagen in Farbe stellt die Löhnerin ihre Auslegung einer »Übersättigung der Sinne« dar. Durch die extreme Farbintensität und offensichtliche Bildpräsenz möchte sie den Eindruck der Unmäßigkeit erwecken. Die Bilder sollen im Auge des Betrachters polarisieren und das subjektive Empfinden dem Gesehenen zuordnen. »Die andauernde Überfrachtung der menschlichen Sinne erscheint mir ein Spiegelbild der Gesellschaft. Das Leben wirkt allzu oft laut, schrill, bunt und unmäßig. Rückzüge in selbst verantwortete Stille erfordern immer mehr willentliche Anstrengung«, so die Fotografin.
Die Farb- und Schwarz-Weiß-Fotos von Christiane Weigel sind bis zum 10. August im Atrium der Volksbank Bad Oeynhausen-Herford an der Werrestraße in Herford zu sehen.

Artikel vom 18.06.2005