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Prozession zur Heimkehr

Dekan Gök nach Attentat wieder zurück in Gütersloh

Gütersloh (kh). Mit einer weißen Prozession zog Dekan Abraham Gök am Samstag in die syrisch-orthodoxe Kirche St. Maria an der Eichenallee ein. Nach dem Bombenattentat auf ihn in Tur-Abdin/Türkei -Êwir berichteten am 8. Juni -Êkam er jetzt zurück nach Gütersloh, wo er sehr feierlich empfangen wurde. Begleitet wurde Gök von Erzbischof Isa Gürbüz.

Der Dekan berichtete während des Empfangs seinen Gemeindemitgliedern von den Ereignissen in Tur-Abdin. 1999 habe er die alte Heimat der Aramäer besucht, erzählte Gök, und die Verwüstung der Klöster, Kirchen und Gräber in dieser Region gesehen. Im Zusammenhang mit den Ambitionen der Türkei, in die EU aufgenommen zu werden, forderte er daraufhin die Freiheit der Klöster. Aufgrund eines Erlasses der Türkei vor zwei Jahren können die Aramäer heute ihr Eigentum durch die katastermäßige Eintragung der Dörfer zurück erhalten. In diesem Jahr sei er gebeten worden, die Klöster und Kirchen katastermäßig einzutragen, erzählte der Dekan weiter.
Als Gök am 6. Juni morgens jedoch auf dem Weg zum Gouverneur von Mardin war, um einen Termin bezüglich der Eintragung der Dörfer wahrzunehmen, explodierte eine 18 bis 22 Kilogramm schwere Bombe, die an einem Strommast platziert worden war. Zum Glück befand sich das Fahrzeug von Abraham Gök, in dem auch der Bürgermeister von Harabale saß, in einer Senke, und da sich die Fernzündung der Bombe um ein bis zwei Sekunden verzögerte, war der Wagen bereits fünf Meter vom Zielort entfernt.
Die Detonation der Bombe sei so stark gewesen, dass die Erde gebebt habe, schilderte der Dekan. Durch den Druck wurde das Fahrzeug stark beschädigt. »Niemand kann heute sagen, wer der Täter war, es gibt nur Spekulationen. Es handelt sich aber um ein politisches Ereignis, für das wir keine Handhabe haben, um es zu untersuchen«, erklärte Gök. Er gehe davon aus, dass einige Organisationen vor Ort seine häufige Anwesenheit dahingehend fehl interpretiert hätten, dass er die vollständige Rückgabe des Landes im Sinn habe. Einer Rückkehr der Aramäer in das Gebiet steht er kritisch gegenüber. Dort herrsche immer noch eine heikle, undemokratische Situation, die von Kämpfen des Militärs mit verschiedenen Völkergruppen geprägt sei. Wenn die syrisch-orthodoxen Christen nach Tur-Abdin zurückkehrten, müsste dies von der EU beobachtet werden und die Möglichkeit für eine Rückkehr nach Deutschland gewährleistet sein.
Die rund 700 Mitglieder der Kirche, die sich zu dem Ereignis zusammengefunden hatten, rief er auf, sehr geduldig zu sein. Sie müssten den Mut haben, das Land wieder zu besitzen.

Artikel vom 20.06.2005