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Mehr Fachgeschäfte in die Innenstadt

Einzelhandel behutsam weiterentwickeln

Lübbecke (WB/HoG). Die Innenstädte und der großflächige Einzelhandel auf der »grünen Wiese« müssen für eine attraktive Einzelhandelslandschaft im Mühlenkreis behutsam weiterentwickelt werden. Dies forderten am Freitag Karl-Ernst Hunting, Leiter der Zweigstelle Minden der Industrie- und Handelskammer Bielefeld, sowie IHK-Vizepräsident Karl-Wilhelm Deerberg.
Karl-Wilhelm Deerberg (li) und Karl-Ernst Hunting (re) nahmen zur Entwicklung des Einzelhandels im Mühlenkreis Stellung.Foto: H. Griepenstroh
»Es besteht Handlungsbedarf, da sich in den vergangenen Jahren der Rückgang der Einzelhandelsumsätze, die Verschiebung der Umsatzanteile zugunsten der Verbrauchermärkte und Fachmärkte sowie die Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben außerhalb der Innenstädte negativ auf die Einzelhandels- und Dienstleistungsstruktur der Innenstädte ausgewirkt haben«, so Deerberg. So sei unter anderem eine zunehmende Filialisierung, der Rückgang alteingesessener inhabergeführter Fachgeschäfte und der Austausch hochwertiger Sortimente gegen geringerwertige Sortimente und Dienstleistungen festzustellen.
Der Mindener IHK-Zweigstellenleiter Karl-Ernst Hunting ergänzte, dass sich derzeit in Minden-Lübbecke rund 70 000 Quadratmeter zusätzlicher Verkaufsflä-che aus 33 Projekten des großflächigen Einzelhandels in Diskussion, in Planung oder im Bau befänden. Meistens handele es sich dabei um Nachfolgenutzungen von Altimmobilien oder von baulich untergenutzten Flächen. Diese Projekte gelte es in die richtige Richtung zu steuern.
Die IHK habe einen Handlungskatalog erarbeitet. So rate sie den Kommunen zur Anfertigung von kommunalen Einzelhandelskonzepten mit Aussagen zur Ausdehnung und zur Sortimentsentwicklung von Zentren und Nebenzentren. Dies sei für Investoren, kommunalpolitische Projektentscheidungen und die Bauleitplanung hilfreich.
Die Zentren sollten nicht immer weiter ausgedehnt werden. Es bestünde die Gefahr, dass sich die Kunden »verlieren« und die Geschäfte würden bei derzeit gebremster Kaufkraft und Kauflust ausdünnen. Die bereits heute schon beträchtliche Ausdehnung der Einzelhandelsansiedlungen entlang der B 65 in Nettelstedt würde durch die Ansiedlung eines Aldi auf dem Grundstück der ehemaligen Polstermöbelfabrik Heitmeyer nur weiter zementiert. Die zukünftige Einzelhandelsentwicklung in Holzhausen sollte auf räumlich eingegrenzte Bereiche konzentriert werden. Derzeit bestünden zwei in lockerer Folge mit Geschäften, Gastronomie, Handwerk und Dienstleistungen besetzte zentrale Bereiche an der Bahnhofstraße und an der Berliner Straße (B65) mit beträchtlicher Längenausdehnung.
Es sei sinnvoll, Aldi und Lidl als Kundenmagneten in die Zentren zu holen, wie beispielsweise in Espelkamp und Pr. Oldendorf geplant. Die IHK hofft, dass auch der Lidl in Rahden in der Innenstadt gehalten werden könne. Vorsicht sei jedoch bei absoluten Billiganbietern (Ein-Euro-Geschäfte) angebracht, Laut IHK müssen wieder Nahversorger in die Innenstädte. So sei die Ansiedlung des Combi in Rahden die absolut richtige Weichenstellung gewesen.
Bei einem erneuten Anlauf zur Entwicklung der großen Gewerbebrache an der Lübbecker Blase-Kreuzung mit großflächigem Einzelhandel rät die IHK dringend, den Bestand und die Entwicklungspotenziale der Lübbecker In-nenstadt zu berücksichtigen. Auf jeden Fall sollte das GMA-Gutachten »Die Stadt Lübbecke als Einzelhandelsstandort« vom November 2001 beachtet werden.

Artikel vom 18.06.2005