18.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mit Findus auf
Spurensuche

Schweißhundführer im Einsatz

Von Jürgen Köster
Bökendorf (WB). Der Eine hat ein ausgesprochen feines Näschen, der Andere ein ausgeprägtes Gespür für Tiere und langjährige Erfahrung: Findus und Michael Wickel sind ein ausgesprochen erfolgreiches Gespann. Der vierjährige Hund und der 45-jährige Forstverwalter bilden das Team der Schweißhundstation für den Kreis Höxter.
Michael Wickel zeigt die speziell aufgewickelte Schweißleine. Sie ist zwölf Meter lang und wurde aus Leder hergestellt.
Die nächstgelegenen Stationen befinden sich in Büren, Schloß Holte und im Solling. Jäger, aber auch Autofahrer, die einen Wildunfall hatten, und die verletzten Tiere profitieren von dem eingespielten Team. Findus ist ein Hannoverscher Schweißhund und heißt eigentlich Asso vom Randowtal. Seine »Kollegin« Asja von der Sauenburg, eine elfjährige Alpenländische Dachsbracke, hat sich inzwischen auf«s Altenteil zurückgezogen. Mit ihr hat Wickel im Jahr 2000 allein 38 erfolgreiche Nachsuchen übernommen. 81 Kilometer hat er dabei zurückgelegt - unter erschwerten Bedingungen. »Wenn sie angeschossen oder nach einem Unfall verletzt sind, ziehen sich die Tiere, besonders die Wildschweine, zu ihrem eigenen Schutz tief ins Unterholz zurück«, berichtet Wickel aus seiner fast 20-jährigen Erfahrung. Seine erst wenige Wochen alte Schutzweste und seine Lederhose tragen deutliche Spuren der jüngsten Einsätze im Dornengestrüpp. Dort kann es auch für die Hunde gefährlich werden. In diesem Terrain sind sie dem verletzten Wildschwein unterlegen. Narben an den Hinterläufen von Findus unterstreichen diese Aussage.
Für die Jäger halten die Schweißhundführer regelmäßig Seminare ab, in denen sie lernen, sich beim Anschuss und danach richtig zu verhalten. Die richtige Reaktion jedoch ist auch für den Autofahrer wichtig, dessen Fahrzeug mit einem »Stück Wild« kollidiert ist. »War es ein Wildschwein, das nach dem Unfall im Dickicht sitzt, ist es nicht so schlimm. Da geht kaum jemand hin«, berichtet Wickel. »Das Reh jedoch wollen viele trösten und streicheln. Das rafft sich dann noch einmal mit letzter Kraft auf und rennt weg.« Dann wird es kompliziert, das verletzte Tier zu finden. Was sollte der Autofahrer tun? Wickel: »Ideal wäre, die Unfallstelle zu sichern, die Polizei zu benachrichtigen oder den Revierinhaber, soweit dieser bekannt ist.« Hilfreich sind für ihn die Angaben, ob es sich um ein Wildschwein, ein Reh oder um Damwild handelt, woher es gekommen und wohin es gelaufen ist, und wo sich der Unfall ereignet hat.
Sonst läuft er zusammen mit Findus 500 bis 1000 Meter auf beiden Seiten an der Straße auf und ab, um die Einstiegsstelle für die Spurensuche zu finden. Erschwerend kommt hinzu, dass der Hund jede Fährte anzeigt - auch solche, die mit dem verletzten Tier überhaupt nichts zu tun haben. Hat er detaillierte Informationen, kann Wickel den Hund gezielt ansetzen. Nicht immer finden Findus und sein Führer »Schweiß«, wie das Blut in der Fachsprache heißt. »Oft haben die Tiere bei dem Unfall innere Verletzungen erlitten«, weiß der Bökendorfer. »Auch wenn der Autofahrer bemerkt: Das Tier lebt noch - unbedingt fern bleiben, beobachten und warten, bis Hilfe kommt«, rät der Fachmann. Verendete Tiere dürfen keinesfalls in den Kofferraum gepackt und weggebracht werden. »Das ist Wilderei«, klärt Wickel auf.
Ist das Tier verschwunden und wurde die Schweißhundstation davon benachrichtigt, kommt das erprobte Gespann zum Einsatz. Der Hund nimmt die Fährte auf, Wickel folgt ihm an der Schweißleine. Sie ist zwölf Meter lang, war früher aus Leder, heute wird sie aus extrem haltbarer Kunstfaser hergestellt, die nicht soviel Feuchtigkeit aufnimmt. Der Hund trägt zudem einen Peilsender mit Signalhalsband. »Jeder Hundeführer ist dankbar über die Mitteilung, wo sich das Tier befindet, sollte es einmal ausgebüchst sein«, erklärt er. Schließlich ist die Nachsuche im dichten und dornenreichen Unterholz bei einem angeschossenen oder durch Unfall verletzten Wildschwein äußerst gefährlich für den Hund.
In vielen Fällen stellen die Fährtenarbeiten hohe Ansprüche an Tier und Mensch - auch weil die Nachsuche bei jedem Wetter durchgeführt werden muss. »Das setzt ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft von Seiten des Hundes als auch von Seiten des Schweißhundführers voraus«, lobt Forstdirektor Ernst-Heinrich Uber, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, auch das Team aus Bökendorf. Die Schweißhundstation ist unter % 05276/1335 zu erreichen.

Artikel vom 18.06.2005