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Motto regte zum Nachdenken an

88 Abiturienten des Wittekind-Gymnasiums mit Feierstunde verabschiedet

Lübbecke (ber). »Abikea -Êlernst du noch oder lebst du schon?«, zwinkert einen relaxter Elch, das gefüllte Bierglas in der Hand und in einen Sessel gelehnt, von dem Plakat, das das Motto der diesjährigen Wittekind-Abiturienten zeigt. Der Elch und das Motto der Jahrgangsstufe, das sich an die Werbung eines bekannten Möbelhauses anlehnt, wurden auch bei der Verabschiedungsfeier der 88 Absolventen am vergangenen Samstag von den Rednern immer wieder aufgegriffen.

So gab es mehrere Umformulierungsversuche, beispielsweise vom Stufenkoordinator Heinz-Jürgen Witte (der für seine engagierte Arbeit durch Stufensprecher Christoph Betke sehr gelobt wurde) in »So lange man lernt, lebt man«. Das Abiturzeugnis bezeichnete Witte daher auch als »Eintrittskarte«, die alle erfolgreichen Absolventen hätten: »Aber jetzt kommt es darauf an, etwas daraus zu machen.« Er wünschte den Schülern dreifachen Mut: erstens eine Berufsausbildung zu beginnen, zweitens bei einer aussichtslosen beruflichen Situation auch einen Neuanfang zu wagen und den Mut, um enge persönliche Bindungen einzugehen.
Die Schulpflegschaftsvorsitzende Dr. Ulrike Schäfer meinte, das Motto der Abiturienten erinnere sie eher an solche Sätze wie »bergrunter geht schneller als zu Fuß«, und lehnte sich bei ihrem Vorschlag »Ich lerne, also lebe ich« an Descartes an. Vielleicht versprächen sich die Schüler aber mit dem Abitur auch das Ende von Paukerei und lebensfremden Inhalten, doch da wolle sie eine Lanze für die Schule brechen: Nie wieder würde man in seinem Leben auf so engen Raum auf so viele Experten für ganz unterschiedliche Fächer treffen. Ein weiterer Umformulierungsvorschlag von Schäfer lautete »Lernst du noch, oder verstehst du schon«, -Êund damit meine sie ein Verstehen, aus dem Handeln folge, sagte die Schulpflegschaftsvorsitzende, die auch mit ihren Abschiedswünschen den Elch in seiner Buchstabenfolge aufgriff, in dem sie den Schülern Elan, Lust am Leben, Courage und Herzlichkeit zusprach.
Eberhard Helling, Vorsitzender des Vereins der Freunde des Wittekind-Gymnasiums, verzichtete auf viele Worte und hatte stattdessen ein besonderes musikalisches Erlebnis für die Abiturienten, ihre Eltern und Verwandten sowie die geladenen Gäste organisiert: Gitarrenspiel und Gesang von Ariel Lazarus, Nachfahre des jüdischen Lübbecker Kantors Max Lazarus, gab es zu hören. Und damit etwas aus »einer Kultur, die früher Teil dieser Stadt war, und so ein Zeichen der Vergebung«, wie es Helling formulierte. Lazarus, der im Rahmen des Kultursommers Samstagabend ein Konzert gab, war auf den Spuren seines Urgroßvaters, der vor den Nationalsozialisten nach Palästina floh, erstmals in Lübbecke. Und Schüler aus der Jahrgangsstufe hatten 2003 mitgewirkt, jüdische Geschichte aus Lübbecke um Max Lazarus aufzuarbeiten.
Schulleiter Friedhelm Sauerländer verzichtete auf lange Worte, um den zeitlichen Rahmen der Feierstunde nicht weiter auszudehnen, erinnerte aber ebenso wie Stufensprecher Christoph Betke an einen Menschen aus der Jahrgangsstufe, der nicht weiter leben und lernen konnte: die tragisch bei einem Unfall verstorbene Laura Ellen Kottkamp.
In der von der Big Band des Gymnasiums (Leitung: Ralf Pretzer) umrahmten Feierstunde, der ein von den Abiturienten gestalteter Gottesdienst voranging, stellte Stufensprecher Christoph Betke in seiner Abschiedsrede zunächst Zahlen in den Vordergrund: Rechne man den finanziellen Aufwand für Schule, Lehrergehälter und Ausstattung zusammen, dann sei eine Schule wie ein kleines Wirtschaftsunternehmen. Wirtschaftlich arbeiten haben die Abiturienten auch schon gelernt bei der Organisation von Stufenpartys und Abifeten. »Danke, und tschüss, Wittekind« schloss Betke unter dem Beifall seiner Mitschüler und Mitschülerinnen, kündigte aber auch an: »Wenn wir Hilfe brauchen, wie kommen gern auf Euch zurück.«
Für herausragende Leistungen gab es Buchprämien des Vereins der Freunde für Jens Peitzmeier, Ole Ottemöller, Annika Hagemeier, Laura Brüggemann, Katharina Burda, Christian Trost, Jan Schwarze, Astrid Haftmann, Katharina Husemann, Svenja Mattner und Christoph Betke als Jahrgangsstufensprecher.

Artikel vom 20.06.2005