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Die Buuke Mühle erwacht

Technisches Denkmal wird zum Einfamilienhaus ausgebaut

Von Dirk Bodderas
Rheda-Wiedenbrück (WB). Die Buuke Mühle am Linteler See erwacht zu neuem Leben. Die Rheda-Wiedenbrücker Delia und Guido Berger haben sich des historischen Anwesens angenommen und werden das rund 150 Jahre alte Gebäude zum großzügigen Einfamilienhaus mit Büroräumen ausbauen.

Die Pläne hat Frank Hurlbrink entworfen. »So etwas Schönes bekommt man selten auf den Tisch«, erklärte der begeisterte Architekt gegenüber dem WESTFALEN-BLATT.
Die Mühle, in der mit Wasserkraft aus der nahen Wapel Flachs gestampft und später Getreide gemahlen wurde, ist die letzte Mühle auf Rheda-Wiedenbrücker Stadtgebiet und als technisches Denkmal eingestuft. 1992 wurde das Hauptgebäude unter Schutz gestellt. Nur auf dem Hof Meier in Hüllhorst bei Minden gebe es noch eine weitere »Stampfmühle«, die allerdings mit Pferdekraft (»Rossmühle«) angetrieben wurde, so Architekt Klaus Landwehr, Leiter der Unteren Denkmalbehörde bei der Stadt Rheda-Wiedenbrück.
Landwirt Archibald Hilthorst hatte die Buuke Mühle in den 90-er Jahren zunächst an den Rietberger Gregor Schulte verkauft. Der begann zwar mit den Restaurierungsarbeiten, widmete sich später aber einem anderen Objekt und fand schließlich mit den Eheleuten Berger neue Besitzer.
Die Frage, wie der bereits neu errichtete Anbau auf der Grundfläche der früheren Müller-Wohnung gestaltet werden sollte - ein Brand zerstörte 1997 das Dachgeschoss -, wird »kontrastreich« beantwortet. Statt den Porotonstein mit historischem Klinker zu belegen, hat sich der Bauherr für anthrazit-farbene Trespa-Fassadenplatten mit sichtbaren Edelstahlschrauben entschieden. Die Fensterprofile sind, wie die Gitter der ehemaligen und seit Jahrzehnten ungenutzten Wassermühle, grau lackiert; statt eines ursprünglichen Giebeldaches wird ein begrüntes Flachdach angelegt.
Im krassen Gegensatz dazu steht das Hauptgebäude, dessen Backstein-Fassade dank des guten Zustandes erhalten bleibt. Die Original-Fenster sind derzeit eingelagert und können wieder eingebaut werden. Besonders schön: Der frühere Trichterboden des dreigeschossigen Mühlengebäudes bleibt in seinen Grundzügen erhalten, wobei Winden, Rollen und Achsen eine »schöne Dekoration« bilden.
Supermoderner Anbau und historische Mühle - gegensätzlicher könnten Baustile kaum sein. Doch genau darin liegt der Reiz, dem sich auch das Denkmalamt in Münster nach einem Vortrag von Klaus Landwehr nicht entziehen konnte und dem Projekt zustimmte. Familie Berger und Frank Hurlbrink mochten sich ohnehin nicht mit dem Gedanken anfreunden, der wieder aufgemauerten Müller-Wohnung lediglich einen »historischen Anstrich« geben zu können.
Zusätzlicher Wohnraum wird an der Buuke Mühle übrigens durch einen Wintergarten geschaffen, der - von der Kornstraße aus nicht einsehbar - an den Gebäudekomplex gesetzt wird. Die neuen Besitzer rechnen damit, im nächsten Jahr in ihr außergewöhnliches Heim einzuziehen.
Bleibt die Frage: »Was heißt eigentlich "Buuke"?« Das, so klärt Klaus Landwehr auf, komme vom alten umgangssprachlichen Wort »Boken« - was nichts anderes bedeutet als »Flachs stampfen«.

Artikel vom 18.06.2005