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Von Rüdiger Kache

Paderborner
Perspektiven

Ins Sport-Image investieren


Anpfiff für die »paragon arena«: 59 politische Schiedsrichter haben am Donnerstag Abend im Rat noch einmal kräftig die Backen aufgeblasen und der Trillerpfeife das einzig richtige Signal entlockt. Jetzt geht's los mit dem Stadionbau. Anfang Juli soll der erste Spatenstich vollzogen werden, dann rollen die Lastwagen mit den Fertigbetonteilen vom Grünen Weg an die Almeaue.
Die Politik hat es sich wahrlich nicht leicht gemacht, den zurzeit besten überregionalen Werbe- und Imageträger für die Stadt - den SC Paderborn - mit dem zwingend notwendigen Rahmen auszustatten. Nicht auszudenken, was für Gegenargumente noch ins Feld geführt worden wären, hätte es diesmal nicht geklappt mit der zweiten Liga . . .
So bemühten sich die Ratsvertreter, namentlich die der Opposition, sichtlich, bloß nicht am Stadion zu zweifeln, aber dennoch über viele Details zu mäkeln. Allen war klar, dass der Umbau von Inselbad- oder Hermann-Löns-Stadion das Stadtsäckel mit mindestens 19 Millionen Euro belastet hätte, ohne dafür auch nur ansatzweise ein Ambiente zu schaffen, wie es die »paragon arena« jetzt garantiert. Dass selbst die Berufs-Skeptiker aus dem Baudezernat sich zu »kreativen Genehmigungsmodellen« haben hinreißen lassen, spricht für eine neue und produktive Denkweise, wie man sich schrittweise an die Lösung eines Problems heran robbt, ohne gleich mit dem Paragraphenhammer zuzuschlagen. Solche Kreativität dürfen in Zukunft aber sicher auch andere Investoren und Häuslebauer von ihrem Bauamt erwarten.
Es ist offensichtlich nicht leicht für einen Kommunalpolitiker, seine Finanzentscheidungen auf dem mit Sieg und Niederlage gepflasterten Spielfeld des Profi-Fußballs auszutragen. Aber auch die 26 Millionen Euro für die Kammerspiele mit einem Erbpachtvertrag über 50 Jahre gehören sicher nicht zu den rentierlichen Kosten. Die Stadt ist angetreten, um ihr Image deutschlandweit aufzupolieren. Und das lässt sich mit attraktiven Gegnern und Fernsehübertragungen und Spielberichten über den SCP in allen großen Medien nun mal besser darstellen, als durch noch so schwärmerische Kritiken über Kammerspiel-Premieren. Ob Ratzeburg oder Gummersbach, Dankersen, Unterhaching oder Lemgo: Sie alle wurden durch den Spitzensport erst berühmt und waren nicht länger nur weiße Flecken auf einer Landkarte.
Jede Investition der Stadt in dieses Image, ob durch die Schaffung von Infrastruktur oder Parkplätzen, ist gut angelegtes Geld. Der Verein sollte sich auf sportliche Höchstleistungen konzentrieren können und nicht um Stellplätze und Rasengittersteine mit der Stadt feilschen müssen.

Artikel vom 18.06.2005