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Spannende Wechselwirkungen sind absehbar

»Der Weg nach Arkadien«: Ausstellung würdigt den aus Höxter stammenden Eduard Micus

Von Frank Spiegel
Höxter (WB). Einem glücklichen Zufall verdankt die Stadt Höxter eine Ausstellung, die gleichzeitig eine Verneigung vor einem großen Sohn ihrer Stadt ist: Bei einem Arztbesuch wurde Erster Beigeordneter Klaus Schumacher auf Werke des Künstlers Eduard Micus aufmerksam mit dem Hinweis, dass dieser auf Ibiza gelebt habe. Einen Urlaub dort verband Schumacher mit der Suche nach dem Haus des Künstlers -Êund wurde fündig.

Er traf dort auf Ingrid und Katja Micus, Ehefrau und Tochter des im Jahr 2000 verstorbenen Höxteraners. »Es wäre schade, wenn nicht eine Ausstellung mit seinen Werken in Höxter möglich wäre«, erinnerte sich Klaus Schumacher gestern an seine ersten Gedanken damals. Im Schloss Corvey stellten er, Katja Micus und Museumsdirektor Dr. Stephan Barthelmes die Ausstellung mit dem Titel »Der Weg nach Arkadien« vor.
Im Jahr des 80. Geburtstages des Künstlers ist dies nach 1948 die erste große Ausstellung mit seinen Werken in seiner Geburtsstadt.
»Arkadien ist Sinnbild für einen glückseligen Ort, eine ersehnte Heimat, verbunden mit dem Wunsch nach einem mediterranem Leben«, nannte Dr. Stephan Barthelmes eine Bedeutung für das im Titel der Ausstellung erwähnte Ziel.
Eduard Micus hat seinen Traum vom irdischen Paradies auf Ibiza gefunden und gelebt. »Ich habe den Mond und die Sonne neu gesehen, das Wachsen der Gräser und das Wandern der Wolken wahrgenommen«, erinnerte sich Eduard Micus vor seinem Tod im Jahr 2000 an seine mit dem Wohnen und Arbeiten auf Ibiza Wirklichkeit gewordene Sichtweise von Leben. Der Künstler schrieb: »Ich liebe das alte Ibiza, das gebaut ist mit den Steinen, die von den Feldern gesammelt wurden, um dort etwas anpflanzen zu können, um Terrassen zu errichten, damit das Wasser, wenn es regnet, nicht davonlaufen kann. Mit diesen Steinen wurden Mauern und Häuser gebaut.«
In der Retrospektive, die im Schloss Corvey noch bis zum 14. August zu sehen sein wird, sind die modernen gegenstandslosen Werke von Eduard Micus nicht chronologisch, sondern nach Werkgruppen geordnet. Einbezogen in diese eher thematische Zuordnung sind auch die Räumlichkeiten des Schlosses, zum Beispiel Kabinett oder Kreuzgang -Êspannende Wechselwirkungen für die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung sind so absehbar.
Für die abstrakten Werke von Eduard Micus ist die Teilung seiner Bilder ein charakteristisches Merkmal. Meditative Ruhe auf der einen und aktives Treiben auf der anderen Seite prägen sie. Gezeigt werden auch so genannten »Coudragen«. Diese Technik hat Eduard Micus geschaffen. Es handelt sich um zusammengenähte Leinwände. »Diese Aufgabe hat immer meine Mutter übernommen«, berichtete Katja Micus gestern. Das Ziel ihres Vaters sei es immer gewesen, aus einfachen Dingen etwas Neues zu schaffen. »Wenn er Blattgold oder zum Beispiel handgeschöpftes Papier geschenkt bekam, hatte er Hemmungen, es zu verarbeiten«, erinnert sie sich. Da sei ihm Holz, das er von Sonne und Wind »bearbeiten« ließ viel lieber gewesen.
Zu sehen sind im Schloss auch einige Skulpturen, die Eduard Micus geschaffen hat. Eröffnet wird die Ausstellung am heutigen Freitag, 17. Juni, um 19 Uhr im Schloss Corvey.

Artikel vom 17.06.2005