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Waidmann Weyher schulte um

1865: Aus der gräflichen Försterei im Haxtergrund wird ein Gasthof

Von Manfred Schraven (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). »Freistaat Haxtergrund - Konrad Weyher, Wirtschaftsminister« steht in Metall getrieben an der Eingangstür. Was einmal als Geburtstagsgeschenk überreicht wurde, ist mehr als ein Spaß von Freunden - es ist fast schon ein Liebeserklärung der Paderborner an den Haxtergrund und an die Gaststätte Weyher, die in diesem Jahr 140 Jahre besteht.

Mit dem Namen Weyher verbinden Generationen von Paderbornern Kindheitserinnerungen, Ausflüge, Familienfeiern oder einfach nur ein kurzes Erholen vom Alltagsstress und der Hitze unter schattigen Bäumen. Es gibt wohl keinen älteren Paderborner, der sich als Kind nicht an dem alten eisernen Drehkarussell den Kopf gestoßen hat, kaum ein Album in dem nicht Fotos von der Kuchenschlacht anlässlich der Kommunionsfeier kleben. Bei Weyher treffen sich Wandergruppen, Vereine und ehemalige Mitschüler bei Waffeln oder Schlachteplatte, genauso wie lokale politische Prominenz beim Heringsessen.
Begonnen hat alles im Jahre 1850 als Hermann Weyher als Förster in den Dienst des Grafen von Haxthausen und Carnitz trat. Schon früh erkannte er die gute Lage der Försterei im Haxtergrund als Ausflugsziel nahe der Stadt Paderborn und gründete am 27. Mai 1865 die Gaststätte Weyher - zu der Zeit, als Wildschütz Klostermann sein Unwesen in den heimischen Wäldern getrieben haben soll.
Sein Sohn Hermann übernahm mit Ehefrau Maria, geborene Eggers, in der nächsten Generation. Als Hermann Weyher 1902 durch einen Unfall mit dem Pferd sein Leben verlor, musste sich Maria nicht nur um das Gasthaus kümmern, sondern auch die vier Kinder Karl, Paula, Franz und Maria versorgen. Der 1. Weltkrieg forderte zusätzlichen Einsatz. Als Franz Weyher aus dem Krieg zurück kehrte, konnte sich Mutter Maria zur Ruhe setzen. Die Blütezeit der Kameradschaftstreffen und Familien-Sonntagsausflüge begann.
1920 heiratete Franz Katharina Rudolfi aus Bad Lippspringe. Der jüngste Sohn Karl erbte den Hof und setzte gemeinsam mit Ehefrau Margret, geborene Stork, den Familienbetrieb der Gaststätte fort. Neben Gaststätte unterhielt die Familie Weyher nämlich über all die Jahre einen großen Hof, der bis heute immer noch das Gesicht der Gaststätte prägt. Der landwirtschaftliche Betrieb ist zwar verpachtet, die Speisekarte bei Weyher ist aber nach wie vor durch eigene Schlachtung geprägt. Und das hat sich weit über die Grenzen des Paderborner Landes herumgesprochen.
Seit 1988 leitet der 51-jährige Konrad Weyher die Gaststätte auf der »kleinen grünen Insel im Haxtergrund«. Chef im Ring, heißt in der Küche, ist Ehefrau Adelheid (47). Ë propos »Freistaat«. »Bei uns können Sie jede Währung einführen, aber keine mehr raus«, schmunzelt Weyher, seines Zeichens »Wirtschaftsminister vom Haxtergrund«.

Artikel vom 21.06.2005