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Kunstmeile
und Klamotten

Standort Rheda: FDP-Umfrage

Rheda-Wiedenbrück (dibo). Die Besucher des Wochenmarktes Rheda zu befragen, um die Stimmungslage zur Attraktivität der City zu analysieren (wie von der Initiative Rheda gemacht) ist die eine Sache. Sich an die Kasse des Kaufland-Marktes zu begeben, um Meinungen einzufangen, eine andere. Die Freien Demokraten (Kommunalwahlmotto '04: »Die FDP tut's«) hat das Ergebnis ihrer Umfrage vom vergangenen Samstag gestern vorgestellt. Interessant...

...was da an Statements der 313 Interviewten notiert wurde. Freilich wollte Fraktionsmitglied Johannes Klink klargestellt wissen, dass die FDP dem Einzelhandel keine weisen Vorschläge machen, sondern nur zum Denken anregen möchte.
Und »zum Denken« gibt's reichlich: Zwar besuchen fast 57 Prozent der befragten Kaufland-Kunden auch die City, 20 Prozent allerdings geht es ausschließlich um den Wochenmarkt. Bleiben 37 Prozent Geschäftskundschaft - »doch kann das den Einzelhandel zufrieden stellen?«, fragt Klink. Wer nicht über die Kunstmeile gen Innenstadt flaniert, begründet dies zumeist mit der Tatsache, dass es ja alles im Kaufland gebe. Erstaunlich: Nur 3,8 Prozent glauben, dass das Einzelhandelsangebot zu teuer ist.
Vor dem Hintergrund, dass 14,4 Prozent den Einzelhandel in Rheda »unattraktiv« finden und mehr als 13 Prozent der Befragten die fehlende Spartenvielfalt bemängeln (ganz vorn Mode/Bekleidung, Sportartikel, HiFi) regt die FDP an, das bereits in den 80-er Jahren ausgearbeitete und sang- und klanglos wieder verschwundene Konzept eines Innenstadt-Kaufhauses auf dem Gelände der Brennerei Pott wiederzubeleben. Apropos Bekleidung (offenbar ein Frauenthema bei der Befragung): Selbst in Zeiten, als es noch Klott und Splietker-Leineweber an der Berliner Straße gab, war Wiedenbrück mit 6154 Quadratmetern »Mode-Fläche« fast doppelt so gut ausgestattet wie Rheda (3300).
11,5 Prozent der Befragten möchten andere Öffnungszeiten - und die FDP plädiert dafür, sie grundsätzlich zu vereinheitlichen. Kein großes Thema ist indes die Parkplatzsituation. Was möglicherweise auch damit zusammenhängt, dass 45 Prozent der Befragten zu Fuß oder mit dem Fahrrad kamen. 13,5 Prozent der Kaufland-Kunden gab übrigens an, aus Oelde, Herzebrock-Clarholz und anderen Städten angereist zu sein. Für die FDP ein erfreuliches Indiz, dass sich Rheda als Mittelzentrum gefestigt hat.
»Nur« 41,2 Prozent sprechen sich für eine von der FDP propagierte Teilöffnung der Berliner Straße aus - was die Liberalen »nicht jubeln« lässt. Offenbar gibt es viele Familien, die die autofreie Zone als Spielplatzersatz betrachten. Freilich, so Johannes Klink, müsse zu dem Thema auch noch der Einzelhandel befragt werden. Und zur »Kunstmeile«: 23,4 Prozent sagte der Begriff gar nichts (obwohl Dreiviertel der Befragten aus Rheda kommen), 19,8 Prozent halten sie für in Ordnung (O-Töne: »nett«; »verschönt das Stadtbild«...), fast 40 Prozent lehnen sie ab (»Geldverschwendung«; »soll der Bürgermeister selbst bezahlen«...).
Klar ist für die FDP, dass die Umfrage in einem Jahr wiederholt wird, um mögliche »Wanderungsbewegungen« zu notieren. Dann allerdings an einem Tag ohne Markt.

Artikel vom 17.06.2005