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Eine »Erlebnislandschaft« soll entstehen

Elastogran-Spende: Unterstützung der Stiftung Naturschutz - wichtiger Beitrag zum Flächenerwerb

Lemförde/Stemwede (WB). »Wir haben hier die einmalige Möglichkeit, diese Fläche zu einer Erlebnislandschaft zu entwickeln«, so Josef Meyer, Vorsitzender der Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz, anlässlich einer offiziellen Spendenübergabe der Elastogran GmbH, Lemförde, durch Dr. Helmut Rödder, Sprecher der Geschäftsführung. Dazu hatten sich Vertreter des Unternehmens und der Stiftung vor Ort am Stemweder Berg mit Landrat Gerd Stötzel, gleichzeitig Präsident des Kuratoriums der Stiftung, und Kreisrat Dr. Thomas Schulze getroffen.

Seit vielen Jahren unterstützt die Elastogran die Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz mit größeren Spenden und leistet so einen erheblichen Beitrag zum Erwerb und zur Gestaltung von Flächen am Stemweder Berg und am Dümmersee. Dazu gehörten bereits Projekte am Marler Graben sowie die Anlage von Streuobstwiesen und die Waldrandentwicklung.
Die in zwei Schritten (2003 und 2004) erworbene Fläche ist einschließlich Waldanteil insgesamt knapp sechs Hektar groß und bietet ein ausgeprägtes Flächenrelief sowie Nordhanglage. Sie grenzt darüber hinaus an bereits vorhandene Stiftungsflächen und bildet den Kernbereich eines Gesamtkomplexes, der in den vergangenen 15 Jahren von der Stiftung erworben und umgestaltet werden konnte. »Das sind natürlich Eigenschaften, die dieses Gelände südlich von Brockum für das Projekt »Erlebnislandschaft Auf den Bröken« prädestinieren«, so Stötzel, der der Runde ein Produkt dieser Landschaft, einen Schlehenlikör, kredenzte.
»Mit diesem Projekt verfolgen wir unterschiedliche Ziele in den Bereichen Naturschutz, Landschaftsbildaufwertung und insbesondere Naturerleben«, so Stiftungsgeschäftsführer Jan Kanzelmeier, der das Projekt fachlich erläuterte. Auf dem zur Umgestaltung anstehenden, mehr als vier Hektar großen Ackeranteil sollen demnach verschiedene Elemente entwickelt werden. Dazu gehören Wald und Waldrand, Einzelbäume, Halbrockenrasen und Wanderwege.
Auf rund 0,7 Hektar wird im Übergang zum bestehenden Wald eine Anpflanzung aus standortgerechten Rotbuchen (80 Prozent), Traubeneichen (zehn Prozent) und Eschen (zehn Prozent) vorgenommen. Als weiteres Element ist auf etwa 1,7 Hektar die Entwicklung eines ausgeprägten Waldrandes mit heimischen und standortgerechten Gehölzarten vorgesehen. Hierbei wird keine vollflächige Bepflanzung angestrebt, sondern eine zum Rand lockerer werdende Struktur. Insgesamt werden nur 50 Prozent der für den Waldrand eingeplanten Fläche bepflanzt. Es entsteht somit ein fließender Übergang zum gehölzlosen Waldsaum. Wie auch bei der Waldentwicklung wird nur Pflanzmaterial aus geeigneten Herkünften beziehungsweise aus heimischem Saatgut gezyogene Pflanzware verwendet.
Im Übergang zu den verbleibenden, nördlich angrenzenden Ackerlagen ist ein spezieller Bereich von 1,7 Hektar vorgesehen, der sich überwiegend frei entwickeln soll. Der zum Berg verlaufende so genannte Sukzessionsstreifen stellt gleichzeitig eine Sichtachse dar. Zur Erhöhung der Strukturvielfalt ist die Pflanzung einiger Eichen als Einzelbäume angedacht. Im Wechselbereich von Waldrand zu Sukzessionsstreifen biete sich aufgrund der dortigen armen Böden die Entwicklung von Halbtrockenrasen an. Dazu werden diese Bereiche in den ersten Jahren je nach Pflanzenaufwuchs bis zu zweimal gemäht und geräumt.
Die Projektflächen werden bereits durch das vorhandene Wanderwegenetz erschlossen. Im Westen, Norden und Osten verlaufen gekennzeichnete Wanderwege. »Wir denken aber darüber nach, ob wir einen Wanderweg direkt auf der Projektfläche einrichten sollten«, so Kanzelmeier.
Die Waldflächen an dem in der Kreidezeit entstandenen Stemweder Berg bieten Lebensraum für Arten, die hier an der Nordgrenze ihrer Verbreitung siedeln. Dies sind zum Beispiel Lungenkraut, Sanikel und Aronstab. Von den vielen an Wald- und Waldrandstrukturen angepassten Tierarten sind der dort vorkommende Neuntöter und verschiedene Fledermausarten zu nennen.
»Betrachtet man den gesamten Flächenkomplex aus den bereits umgestalteten angrenzenden Stiftungsflächen und den hier beplanten Grundstücken, ist erkennbar, dass es sich um einen am Stemweder Berg, und sicherlich auch darüber hinaus, einmaligen Landschaftsausschnitt handelt«, sagte Kanzelmeier weiter.
Die von der Stiftung bereits umgestalteten Flächen bestehen überwiegend aus Obstwiesen-Neuanlagen und vitalisierten Altbeständen, aus vorhandenen und neu entwickelten Waldrändern, aber auch aus Ackerwildkrautschutzbereichen. Allen Betrachtern, wie wirtschaftende Landwirte, Einheimische, naturkundlich Interessierte, Wanderer oder Radfahrer, werde so eine »Erlebnislandschaft« präsentiert, die die reizvollsten und vielfältigsten Elemente der hiesigen Landschaft vereine und gleichzeitig Biotope mit hoher bis höchster Artenvielfalt bereitstelle.

Artikel vom 16.06.2005