16.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Weichen rechtzeitig stellen

Neugestaltung der Fußgängerzone gemeinsam in Angriff nehmen

Lübbecke (HoG). Die Lübbecker Fußgängerzone ist in die Jahre gekommen. Was 1975 als vorbildlich galt, ist heute vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß. Es gilt, in die Zukunft zu schauen. Sowohl bei der Lübbecker Geschäftswelt als auch bei der Stadt besteht Einigkeit dahingehend, dass hier etwas unternommen werden muss. Gemeinsam soll nach einer zukunftsträchtigen Lösung gesucht werden.
Jürgen Reuter (li) und Reinhard Drees (re), hier gemeinsam mit Bürgermeisterin Susanne Lindemann vor der Pin-Wand, auf der die Anregungen gesammelt wurden.Foto: Horst-H. Griepentroh
Eine Hilfe zur Entscheidungsfindung sollte hier die Anliegerversammlung sein, zu der die Stadt am Dienstag ins Bürgerhaus eingeladen hatte. Als kompetente Gesprächspartner standen Jürgen Reuter vom Westfälischen Amt für Denkmalpflege in Bielefeld sowie der Stadtplaner Reinhard Drees vom Büro Drees und Huesmann (Bielefeld) zur Verfügung.
Grundlage für die Ausführungen von Jürgen Reuter war der seinerzeit erarbeitete Rahmenplan für die Lübbecker Innenstadt. Die Kompaktheit der Innenstadt sei ein wesentliches Qualitätsmerkmal, wobei allerdings eine Anbindung des ursprünglichen Bezugspunktes Marktplatz zu der einachsigen Hauptgeschäftszone Lange Straße nur ansatzweise gegeben sei. Der Stadtgrundriss habe sich in Jahrhunderten nicht wesentlich verändert, und das sollte auch für die Zukunft so bleiben, riet er.
Wünschenswert sei bei einer Neukonzeption sicherlich eine Einbeziehung des Geländes zum Marktplatz hin und auch der Platz der Synagoge bedürfte nach seiner Auffassung eine Aufwertung und eine deutliche Integration, vielleicht durch ein Dienstleistungsgebäude, in den Citybereich. Ebenso sei es auch denkbar, die Fußgängerzone im Bereich der Langen Straße Westen bis zur Bahnhofstraße hin auszudehnen. Den Busbahnhof hielt Reuter für überdimensioniert und die Grünfläche neben dem angrenzenden Parkhaus schreie förmlich nach einer Gestaltung. Wünschenswert sei auch eine Fortführung des fußläufigen Bereiches über die Bäckerstraße hinaus bis zum Markplatz. Die Lange Straße stelle er sich als Rückgrat der Innenstadt mit einer Anbindung zum Marktplatz vor.
Im Hinblick auf sinkende Bevölkerungszahlen führte Reuter aus, die Städte benötigten eine Flächenänderung beziehungsweise Erweiterung im Einzelhandel. »Zum Einkaufen gehört heute auch Vergnügen, Spaß, Freizeit, Unterhaltung und Kultur. Und nicht zuletzt benötigen auch die Kinder einen Spielraum«. Nun könne man zwar die Autostadt Wolfsburg nicht einfach nach Lübbecke verlagern, doch eine zielgerichtete Gestaltung des Gehwol-Bereiches nach Realisierung der geplanten Auslagerung des Lübbecker Traditionsunternehmens eröffnete beispielsweise durchaus Möglichkeiten in diese Richtung. Die Chance der Innenstadt sah er in der Erhaltung vorhandener und in der Schaffung neuer Qualitäten.
Sieben Beispiele neuer Fußgängerzonen präsentierte Reinhard Drees. Zwar mache die Lübbecker Fußgängerzone noch einen vitalen Eindruck, doch es müsse etwas getan werden, wenn es noch rechtzeitig sein soll, schickte er voraus. Die Pflasterung und die Randeinfassungen seien nicht mehr zeitgemäß. Beispiele aus Hildesheim, Rinteln, Hann- Münden, Göppingen, Schweinfurt, Aachen und Rheda-Wiedenbrück verschafften den Anwesenden einen Eindruck von dem, »was heute angesagt ist«. Aufgeräumt und klar strukturiert seien heute die Innenstädte, wobei die Beleuchtung stets eine wesentliche Rolle spiele, so der Stadtplaner.
In der anschließenden Diskussion kamen eine Vielzahl von Anregungen, doch es kristallisierte sich schnell heraus, das die Aufpflasterung ein vordringliches Anliegen ist. Auch hier setzten die beiden Fachleute auf Qualität, was natürlich kostenträchtig sei. Nach Ausführung von Bürgermeisterin Susanne Lindemann koste eine neue Pflasterung der Innenstadt ohne Möblierung und Beleuchtung knapp eine halbe Million Euro, wobei sie an der Beteiligung der Anlieger keinen Zweifel ließ.
Hinsichtlich der zeitlichen Gestaltung warnte Jürgen Reuter vor punktuellen Einzelmaßnahmen. Zunächst einmal müsse ein Konzept erarbeitet werden. Nach Aussage von Bürgermeisterin Lindemann sei die ganze Angelegenheit wohl eher mittelfristig zu sehen. Allerdings wünscht sich die Kaufmannschaft eine schnellere Lösung, wie Brigitte Wischnewski, Vorsitzende der LK-Werbegemeinschaft, ausführte.
Es habe etliche gute Anregungen gegeben, die in eine konkrete Planung einfließen könnten, resümierte Susanne Lindemann abschließend. Die Bildung einer Projektgruppe aus Anliegern, Vertretern des politischen Raumes und der Verwaltung zur Entwicklung einer Konzeption sei durchaus denkbar.

Artikel vom 16.06.2005