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Kindergarten-Gruppen
stehen auf der Kippe

Finanzprobleme der Kirchen - Stadt will helfen

Von Michael Delker
Gütersloh (WB). Die Kindergarten-Landschaft in der Stadt Gütersloh steht vor einem weiteren Umbruch. Nachdem sich die Evangelische Kirchengemeinde entschlossen hat, sich von drei Einrichtungen zu trennen, wollen nun auch die Katholischen Kirchengemeinden an den finanziellen Stellschrauben drehen. Die Stadt will wiederum in die Bresche springen.

Wie Heinz Haddenhorst, der Leiter des städtischen Fachbereichs Jugend, gestern dem WESTFALEN-BLATT erklärte, sehen sich die Katholischen Kirchengemeinden in Gütersloh nicht mehr in der Lage, zehn Kindergarten-Gruppen unter den bisherigen Bedingungen weiterzuführen. Würden die Gruppen wegfallen, wäre das für die Stadt ein Kahlschlag: Mit einem Schlag würden weitere 250 Kindergartenplätze wegbrechen, nachdem 160 Plätze bereits mit der Aufgabe der drei evangelischen Einrichtungen wegfielen. Eine Konsequenz liegt nach den entsprechenden Verlautbarungen des Erzbistums Paderborn auf der Hand: In den neun Einrichtungen in katholischer Trägerschaft in Gütersloh würden dann überwiegend nur noch katholische Kinder aufgenommen.
Der Abbau von 250 Kindergartenplätzen ist für die Stadt kein Thema. »Das würde nicht funktionieren«, sagt Heinz Haddenhorst. Um die zehn auf der Streichliste stehenden Kindergarten-Gruppen in katholischer Trägerschaft zu erhalten, hat sein Fachbereich dem am 30. Juni tagenden Jugendhilfeausschuss den Vorschlag gemacht, dass die Stadt die Betriebskosten in Höhe von 83 000 Euro übernimmt. Dieses Entgegenkommen ist allerdings an Bedingungen geknüpft. Nur dort, wo der Jugendhilfeausschuss einen Betreuungsbedarf feststellt, sollen die vollen Kosten für eine Kindergarten-Gruppe sicher gestellt werden. Eine weitere Voraussetzung sind Leistungsvereinbarungen - zum Beispiel die Anerkennung von Standards der städtischen Tageseinrichtungen und die Einhaltung der Kriterien für die Vergabe von Plätzen.
Die Aufgabe der drei Kindergärten in evangelischer Trägerschaft sorgt für weitere Veränderungen. Das Zauberwort heißt »Zusammenführung«. Demnach schlägt der Fachbereich Jugend vor, die Evangelische Kindertagesstätte Haegestraße mit ihren verbliebenen zwei Gruppen zum 1. August 2006 mit der städtischen Kindertagesstätten-Gruppe »Auf der Benkert« am Standort Haegestraße zu verschmelzen. Am Standort Fichtenstraße soll die Evangelische Tageseinrichtung Fichtenstraße mit der städtischen Einrichtung Schledebrückstraße 168 zusammengeführt werden. Die Tageseinrichtung »Am Bachschemm« wird bis zum 31. Juli reduziert und danach aufgegeben.
Der Jugendhilfeausschuss wird sich in seiner Sitzung am 30. Juni mit diesen Vorschlägen und Alternativen befassen und über die Weiterführung der Trägerschaft beraten. Insgesamt gibt es in Gütersloh 3500 Kindergartenkinder. 47,1 Prozent gehen davon in städtische, 23,4 Prozent in Evangelische, 20,5 Prozent in Katholische und 9 Prozent in Einrichtungen anderer Träger.

Artikel vom 15.06.2005