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Blutrünstiger Mord in der Mine

Kriminalautor Norbert Horst lässt Kommissar Kirchenberg in Ingsen ermitteln

Von Thomas Hochstätter
und Marold Osterkamp
Bad Oeynhausen (WB). Norbert Horst ist am Wallücker Weg in Bergkirchen aufgewachsen. Jetzt schickt der 49-Jährige Kommissar Kirchenberg auf Mörderjagd. Und spielt dabei, nicht nur was diesen Namen angeht, mit Eindrücken aus seiner dörflichen Heimat.

Es ist viel Blut, dessen Spuren die Ermittler in dem alten Stollen finden. Mindestens zweieinhalb Liter. Das hat das Opfer nicht überlebt. So viel steht fest. Aber wo ist die Leiche?
Vor dieser Frage steht Kriminalhauptkommissar Konstantin Kirchenberg in »Todesmuster«, dem neuen Roman von Norbert Horst. Für seinen Erstling hatte er 2004 den renommierten Friedrich-Glauser-Preis bekommen. Sein neues Werk präsentiert er an diesem Freitag ab 20 Uhr im Universum in Bünde, wo der verheiratete Vater von zwei Kindern mit seiner Familie lebt.
Norbert Horst kennt sich in dem Milieu aus, über das er schreibt. Denn er arbeitet seit 31 Jahren bei der Polizei. »Ich habe alles gemacht, vom Streifendienst in Düsseldorf bis zur Verfolgung von Gewaltkriminalität«, erzählt der Kriminalhauptkommissar. Und das merkt man seinem Roman an, nicht nur wegen eines Glossars, das den Leser an die Hand nimmt, der sich mit dem Dienstjargon nicht so auskennt. Norbert Horst beschreibt auch sehr anschaulich die verschiedenen Strategien der Romanfiguren, mit der Gewalt und dem Unglück fertig zu werden, das ihren Berufsalltag bestimmt.
Neben dem Polizeimillieu kennt sich der Autor auch im dörflichen Alltag aus. So spielt eine Bäckerei mit dem schönen ostwestfälischen Namen Hehmeyer eine wichtige Rolle in »Todesmuster«. Einerseits, weil Kommissar Kirchenberg dort endlich seine Nugatringe bekommt. Andererseits weiß man bei Hehmeyer auch alles über die kleinen und großen Verbrecher in Ingsen.
Ingsen? So hat Norbert Horst seinen Schauplatz getauft. Wem da Volmerdingsen und Wulferdingsen einfallen, der liegt so falsch wohl nicht. Dennoch sagt Norbert Horst: »Alles ist rein fiktiv in meinem Buch. Personen oder Handlungsorte sind frei erfunden.« Gleichwohl seien die ländlichen Strukturen wichtig für die Handlung. Und, ja, die »Kummerhügel«, in denen sich die Bluttat ereignet, die gingen wirklich auf ein reales Vorbild im Wiehengebirge zurück.
Da ist der Autor heute noch regelmäßig. Denn seine Mutter lebt weiterhin am Wallücker Weg. Er selbst hat lange bei SuS Wulferdingsen Fußball gespielt, die Landesligazeit des Vereins in den erfolgreichen achtziger Jahren auf dem Platz miterlebt.
Geschrieben hat er immer viel, Krimis gehörten dagegen früher nicht zur bevorzugten Lektüre von Norbert Horst. »Ich musste mir das erarbeiten, Klassiker wie Chandler oder Hammett kannte ich vorher gar nicht«. Da er als Gewinner des vergangenen Jahres zur Jury des Glauser-Preises 2005 gehörte, las er im vergangenen Jahr nun aber gleich 170 Neuheiten am Stück. »Gute Geschichten und weniger gute«, wie er sagt.
Bei der Polizei des Landes NRW arbeitet Norbert Horst weiterhin, zur Zeit als Verhaltenstrainer beim Polizeifortbildungsinstitut, wo er Seminare zur Stressbewältigung oder zum Konfliktmanagement leitet - Erfahrungen, die auch Kommissar Kirchenberg in Ingsen gebrauchen kann.
Die Arbeit in Mordkommissionen liegt für Norbert Horst rund zehn Jahre zurück. »Seitdem hat sich viel verändert«, räumt er ein, besonders in technischer Hinsicht: »Die Tätersuche mittels DNA-Proben steckte damals noch in den Kinderschuhen.« Auf den neuesten Stand in Sachen aktuelle Ermittlungsarbeit bringen ihn deshalb zwei Kollegen, denen Norbert Horst in seinem Buch auch ausdrücklich dankt: Dietmar Heyer und Ralf Östermann von der Bielefelder Kripo. Letzterer war als Mordkommissionsleiter auch schon in Bad Oeynhausen aufgetreten, zum Beispiel beim Raubmord an der Georgstraße vor einigen Jahren. Auch damals spielten DNA-Proben eine Rolle.
Seinen dritten Roman hat Norbert Horst schon begonnen. Mit Realitätsnähe ist zu rechnen.
Norbert Horst: Todesmuster. München: Goldmann-Verlag, 2005. 7,95 Euro.

Artikel vom 15.06.2005