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Randale im Wald: Todesurteil für eine Buche

Serie von Sachbeschädigungen im Süthfeld - Bürger sind zu mehr Wachsamkeit aufgerufen

Werther (dh). Barbara Maaß ist sauer und enttäuscht zugleich. Im Privatwald neben ihrem Hof am Süthfeld haben unbekannte Täter eine stattliche Buche geschält wie eine Orange. Die ÖkoLandwirtin will bei der Polizei Anzeige erstatten.

Was nicht nur Barbara Maaß, sondern auch den hinzugezogenen Umweltberater der Stadt, Werner Schröder, auf die Palme bringt: Es ist nicht das erste Mal, dass der Natur im Süthfeld Schaden zugefügt worden ist. »Erst vor wenigen Wochen wurde in der Nähe des Spielplatzes am Neubaugebiet ein junger Ahorn einfach so abgebrochen«, schüttelt Werner Schröder mit dem Kopf. Aus den Trockenmauern am Rande der Straße »Süthfeld« werden immer wieder Steine herausgetreten, auf den Steinen werden Glasflaschen zerschlagen. »Hier leben wichtige Mauer-Fugen-Gesellschaften - also außergewöhnliche Tiere und Pflanzen, die sich den extremen Gegebenheiten einer solchen Mauer anpassen«, betont der Umweltberater. »Außerdem spielen hier viele Kinder, da sind Scherben sehr gefährlich.«
Dass in ihren Privatwald Kinder zum Spielen kommen, erfreut Barbara Maaß grundsätzlich. Und noch mehr: »Kindergärten treffen sich hier regelmäßig«, erzählt sie und betont, wie wichtig es sei, dass Jungen und Mädchen möglichst früh den respektvollen Umgang mit der Natur lernen.
Anzeige
erstatten
Umso mehr ärgert es die Landwirtin, dass Unbekannte in der vergangenen Woche im Wald gewütet haben. »Es kommt immer mal vor, dass jemand in einen Baum etwas reinritzt«, sagt Barbara Maaß. Doch der jüngste Vorfall sei kein Kavaliersdelikt mehr: Die Rinde einer etwa 55 Jahre alten Buche wurde ringsherum abgeschält, außerdem wurden die Worte »Du tot« in den Baum geritzt.
Und tatsächlich: »Die Leitbahnen, die den Baum versorgen, wurden unterbrochen. Das ist das Todesurteil für diese Buche«, sagt Werner Schröder. Und er ist überzeugt davon: »Die, die das gemacht haben, wussten, was sie anrichten.«
Barbara Maaß und Werner Schröder appellieren an Anwohner und Spaziergänger, ihre Augen offen zu halten. »Solchen Menschen muss das Handwerk gelegt werden«, betont der Umweltberater und fordert alle Bürger der Stadt auf, nicht wegzuschauen, sondern sofort die Polizei zu rufen - auch wenn dreiste Bürger wieder einmal Brennholz stehlen oder Kompostabfälle abladen.
Barbara Maaß wird auf Anraten der Stadt Anzeige erstatten. »Ich glaube zwar nicht, dass die Täter gefasst werden«, sagt sie. Doch angesichts der Tatsache, dass dieses nicht der erste Vorfall dieser Art ist, sei ihr wichtig, dass der »Mord am Baum« in die Statistik aufgenommen wird.

Artikel vom 15.06.2005