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TWE: Neuer Dampf auf alter Strecke?

Politik müsste für eine Wiederaufnahme des Schienenpersonennahverkehrs Signal geben

Von Oliver Horst
Versmold (WB). Mit großem Bahnhof feierte der »Haller Willem« just seine Rückkehr auf der Strecke Osnabrück -ÊBielefeld. Auf dem Gleisbett von Versmold nach Gütersloh wächst zwar kein Gras, weil einige wenige Güterzüge über die Schienen rollen. Doch Personen werden auf dieser Strecke schon seit 28 Jahren nicht mehr befördert. Gleichwohl existieren Überlegungen, der Teutoburger Wald-Eisenbahn auf der Schiene neuen Schwung zu geben.

Im Gebietsentwicklungsplan wird die technische Vorbereitung der Schienenverbindung zwischen Versmold und GüterslohÊfür eine Reaktivierung des Personenverkehrs als Ziel genannt. Eine Wiederaufnahme des Verkehrs für den Abschnitt zwischen Versmold und Gütersloh, eventuell sogar bis nach Hövelhof sei unter Abstimmung aller Beteiligter anzustreben, heißt es in den Leitlinien.
Greifbar nah ist die Rückkehr des Personenverkehrs auf der Schiene nach Versmold aber noch lange nicht. »Die Strecke gilt als reaktivierungswürdig«, sagt zwar Stefan Honerkamp vom zuständigen Verkehrsverbund OWL. »Mit einer Realisierung ist aber in den nächsten Jahren nicht zu rechnen.« Im Vorfeld müssten viele Fragen geklärt werden -Êallen voran die der Finanzierung.
Der laufende Betrieb müsste subventioniert werden. Vor der Wiederaufnahme des Personenverkehrs müsste investiert werden in die Infrastruktur: Gleise, Bahnübergänge, Brücken und Bahnhöfe. Kosten in Millionenhöhe wären zu erwarten. Einen Teil der Investitionen hätten die Kommunen zu tragen, so dass besonders von deren Seite zustimmende Signale gefragt wären. Grobplanungen seien vor Jahren im Rahmen einer Machbarkeitsstudie und einer Potentialuntersuchung vorgenommen worden. Anpassungen der Ergebnisse an die aktuellen Erkenntnisse wären vonnöten -Êund die würden wohl positiv ausfallen. »OWL-weit zeigen die Fahrgastzahlen gerade im Schienenpersonenverkehr nach oben. In Zeiten steigender Spritpreise wird der öffentliche Nahverkehr besonders auf der Schiene die Alternative zu einem Zweitwagen.« Das größte Potential sieht Honerkamp heute vor allem für den Abschnitt zwischen Harsewinkel und Verl. In diesem Bereich hat die TWE bereits vor zwei Jahren auch Gleise, Weichen und Brücken erneuert und die Strecke technisch fit für eine mögliche Wiederaufnahme des Personenverkehrs gemacht.
»Wenn Signale aus der Politik kommen, kann das Projekt Fahrt aufnehmen«, sagt TWE-Vorstandschef Henrik Würdemann. Doch zurzeit liege das Vorhaben vor allem angesichts knapper Kassen auf Eis. So werden von durchschnittlich fünf Zügen am Tag nur Stahl, Holz oder andere Güter durch Versmold transportiert. Bahnanschlüsse mit Ladestellen unterhalten in Versmold noch die Kronkorkenfabrik Brüninghaus und Transgas.
Für Versmolds Bauamtsleiter Hartmut Lüdeling ist die Wiederaufnahme von Personenverkehr auf der Strecke »ein zweischneidiges Schwert. Einerseits wäre es ein deutlicher Standortvorteil und in Kombination mit dem Zentralen Omnibusbahnhof wären wir ideal aufgestellt.« Erhöhtes Schienenverkehrsaufkommen brächte auf der anderen Seite aber auch neue Belastungen für den Straßenverkehr. »In den Kreiseln an Münsterstraße und Westheider Weg bestände Staugefahr.« Die Frage der Finanzierung, so Lüdeling, lasse das Projekt in weite Ferne rücken.
Die Voraussetzungen an der TWE-Strecke mit zentral gelegenen Bahnhöfen seien indes ideal, erklärt Stefan Honerkamp. »Nur bei der Finanzierung gibt es noch drei Fragezeichen.« Anschubhilfe, da sind sich zumindest Würdemann und Honerkamp einig, kann der »Haller Willem« geben. Wird dessen Reaktivierung auch längerfristig ein zahlenmäßiger Erfolg, sind die Aussichten für ähnliche Projekte gut.

Artikel vom 30.06.2005