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Idee für das Stadion kommt aus Holland

Die »paragon arena« kostet 12,5 Millionen Euro

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Von der Idee bis zum Ratsbeschluss hat es vier Jahre und fünf Monate gedauert, in sechs Monaten soll Paderborns neues Schmuckkästchen stehen. Den langen und manchmal sehr steinigen Weg bis zur »paragon arena« zeichnet das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT an dieser Stelle noch einmal nach.

17. Januar 2001: »Statt Umbau neues Stadion an der Alme-Aue« - so lautet die Schlagzeile im WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT. Der SC Paderborn 07, damals noch Oberligist, unterbreitet der Stadt erstmals konkrete Vorschläge für den Neubau eines Stadions. Als Beispiel dient das Jade-Stadion in Wilhelmshaven.
6. November 2002: Bevor die Machbarkeitsstudie »Zentralstadion« vorliegt, macht sich die CDU-Ortsunion für einen Umbau des Inselbadstadions stark.
2. April 2003: Der SC Paderborn schlägt einen Neubau am Ahorn-Sportpark vor. Die neue Arena soll 9000 Besuchern Platz bieten und etwa neun Millionen Euro kosten.
3. April 2003: Das Ergebnis der 60 Seiten umfassenden Machbarkeitsstudie liegt dem Bau- und Sportausschuss vor. Der Um- oder Neubau von Hermann Löns-Stadion oder des Inselbadstadions würde 19 Millionen Euro kosten. Ein Osnabrücker Planungsbüro schlägt die Aufgabe der beiden Standorte vor. Gegen das Löns-Stadion spricht die Grundstücksgröße, gegen das Inselbadstadion der notwendige Lärmschutz. Als Alternative nennen die Ingenieure Mönkeloh.
12. April 2003: Die CDU bringt das Gelände an der Barkhauser Straße ins Gespräch. Das Areal (4,5 Hektar groß, eine Million Euro wert), das die Stadt einst für den geplanten Container-Bahnhof gekauft hatte, liegt seit der Absage der Bahn brach.
15. April 2003: Für die FDP ist weder ein Umbau des Inselbadstadions noch ein Neubau finanzierbar. Die Stadt sollte durch Bereitstellung der Flächen und Planung nur unterstützend wirken.
11. Mai 2003: Der SPD-Stadtverband spricht sich für ein Stadion in Paderborn aus, fordert aber, dass neben den Interessen des SC Paderborn 07 auch die aller Bürger berücksichtig werden.
15. Mai 2003: Der Sportausschuss beschließt das Ende des Hermann Löns-Stadions.
18. September 2003: Im Sport-Ausschuss stellt die Stadt ihre Standortuntersuchung vor. Acht Flächen wurden untersucht, zwei verdienten sich Bestnoten: das Gelände am Ahornsportpark und die Fläche Alme-Aue, westlich vom Einrichtungshaus Finke.
28. November 2003: Der SCP bietet der Stadt das 68 000 Quadratmeter große Grundstück an der Alme-Aue an. Die Stadt soll darauf ein Stadion bauen.
4. Dezember 2003: Der Vorstand des SC Paderborn 07 besucht das »Abe Lenstra-Stadion« in Heerenveen. Komplett überdacht, geschlossene Ecken, Flutlicht und Platz für 10000 Zuschauer - so soll auch das neue Stadion aussehen.
2. Januar 2004: Bürgermeister Heinz Paus betont, dass die Stadt als Zuschussgeber, aber nicht als Bauherr gefordert sei. Außerdem bringt er den Ahorn-Sportpark als kombiniertes Fußball- und Leichtathletik-Stadion ins Gespräch.
11. Januar 2004: Scharfe Töne schlägt Heinz Paus beim Neujahrsempfang der CDU an. »Mit einem Acker im Naturschutzgebiet an der Alme-Aue ist es nicht getan«, sagt der Bürgermeister und spielt auf das Grundstücksangebot des Vereins an.
12. Januar 2004: Das Umschwenken der Stadt, weg von einem reinen Fußballstadion zu einem breitensporttauglichen Konzept am Ahorn-Sportpark, hat Folgen. SCP-Präsident Wilfried Finke steigt aus dem Projekt aus: »Das ist ein Schritt zurück ins Mittelalter. Kein einziger Neubau in Deutschland wird mit Leichtathletik-Anlagen geplant.«
13. Januar 2004: »Überrascht von den massiven Vorwürfen Finkes« stellt Heinz Paus klar: »Weder über Form noch Standort des neuen Stadions ist bis heute eine Entscheidung getroffen worden.«
14. Januar 2004: Die Studie für den Ahorn-Sportpark ist fertig. Die Kombination aus Fußball und Leichtathletik bietet bis zu 14 000 Zuschauern Platz. Finke fährt sofort den Konter: »Solange ich Präsident des SC Paderborn bin, spielen wir nicht in einem Leichtathletik-Stadion Fußball.«
16. April 2004: Die Weichen für den Stadion-Standort werden gestellt. Die Verwaltung plädiert für einen Neubau an der Alme-Aue.
22. April 2004: Mit den Stimmen von CDU und Bündnis'90/Die Grünen votiert der Ausschuss für Sport und Freizeit für die Empfehlung der Verwaltung.
23. April 2004: Die Bremer AG unterbreitet ein Neun-Millionen-Euro-Festpreisangebot für eine Arena, die im Endausbau 15 000 überdachte Plätze haben wird.
14. Mai 2004: Im Bauausschuss bestätigen zwei Gutachter, dass Lärm- und verkehrstechnisch keine Bedenken bestehen. Fußball könne man unbegrenzt spielen, Einschränkungen gäbe es allerdings bei Rockkonzerten.
3. Februar 2005: Es gibt Probleme mit dem Grundstück, auch die Finanzierung steht noch nicht. Nach ersten Berechnungen fallen für Infrastrukturmaßnahmen wie Straßen- und Kreuzungsumbau, Fußgängerbrücke, zusätzliche Parkplätze und ökologische Ausgleichsmaßnahmen weitere 4,7 Million Euro an.
18. Februar 2005: Der Verein präsentiert den Namensgeber für das Stadion. Die weltweit operierende paragon AG (420 Mitarbeiter, davon 80 am Stammsitz in Delbrück) wird bis 2010 Namensgeber für die »paragon arena«.
25. Februar 2005: Die Stadion-Gesellschaft ist gegründet, Geschäftsführer der PSG wird Vizepräsident Martin Hornberger. Aber es gibt weiter Probleme mit dem Grundstückskauf an der Alme-Aue. Erstmals seit Monaten wird wieder intensiv über einen Alternativstandort nachgedacht.
1. März 2005: Der Plan des SCP, das Grundstück an der Alme-Aue in Erbbaurecht und die Stadt als Bürgen zu bekommen, ist rechtlich nicht möglich. Jetzt versucht die Stadt das Grundstück zu erwerben. Ein Gutachter hatte außerdem 4000 Stellplätze im Umfeld des Stadions gefordert. Das ist nicht realisierbar.
7. Juni 2005: Das Amt für Denkmalpflege entdeckt bei Ausgrabungen einen 2 500 Jahre alten Bauernhof. Der Stadionbau sei aber nicht gefährdet.
8. Juni 2005: Bürgermeister Paus legt Zahlen auf den Tisch. Das Stadion kostet 12,5 Millionen Euro, die Stadt zahlt einen Zuschuss in Höhe von 3,4 Millionen Euro und bezahlt auch die verkehrstechnische Erschließung in Höhe von 1,34 Millionen Euro. Das Nutzungsrecht des SCP am Löns-Stadion löst die Stadt durch eine Einmalzahlung von 327 000 Euro und fünf Jahresraten von jeweils 100 000 Euro ab. Als Eigentümerin des Grundstücks stellt die Stadt der Stadiongesellschaft eine Teilfläche von 61 500 Quadratmetern im Wege des Erbbaurechts über 40 Jahre mit zehnjähriger Verlängerungsoption zu den marktüblichen Erbbauzinskonditionen zur Verfügung.
14. Juni 2005: Mit den Stimmen von CDU, SPD, Bündnis'90/Die Grünen und FDP votiert der Ausschuss für Sport und Freizeit für die Empfehlung der Verwaltung. Nur bei der Ablösevereinbarung für das Löns-Stadion stimmt die SPD dagegen. Der Bundesliga-Ball kann nach Paderborn rollen.

Artikel vom 17.06.2005