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Schachten ein Bremer?

SCP 07 lässt den Vertrag prüfen

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Bricht die Aufstiegsmannschaft des SC Paderborn 07 nun völlig auseinander? Gestern gab Sebastian Schachten seinen Wechsel zum Fußball-Regionalligisten Werder Bremen/A. bekannt. Nach Dominic Peitz wäre der 20-Jährige das zweite Jung-Talent, das an die Weser wechselt und insgesamt Abgang Nummer neun.

Vor den beiden waren die Verträge von Georgi Donkov, Bernd Eigner (beide Bonner SC), Daniel Scherning (Ziel unbekannt) und Borislav Tomoski (Chemnitzer FC) nicht verlängert worden. Thijs Waterink (fristlos gekündigt) sowie Semir Devoli (Chemnitzer FC) hatten den SCP in der Winterpause verlassen. Die Kontrakte von Stephan Maaß (Angebot abgelehnt) und Alessandro Da Silva (Verhandlungen laufen) sind auch noch nicht verlängert worden, Michael Lorenz war am Samstag - wie berichtet - in Essen als Neuzugang von Zweitliga-Absteiger Rot-Weiss vorgestellt worden.
»Dieser Schritt ist nicht nachvollziehbar«, reagierte Paderborns Sportlicher Leiter Günther Rybarczyk auf Schachtens Ankündigung enttäuscht. Schließlich habe der junge Mann in den Überlegungen des neuen Trainers Jos Luhukay eine wichtige Rolle gespielt. Das sei keine Entscheidung gegen den SC Paderborn, Günther Rybarczyk oder den neuen Trainer Jos Luhukay, sondern eine für Werder, betonte dagegen Schachten am Montag: »Ich mache jetzt einen Schritt zurück, steige nicht mit dem SCP in die zweite Liga auf, aber langfristig wird mich das zwei Schritte nach vorn bringen.«
Schachten, der in Bremen einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschreiben möchte und vor einem Jahr mit Göttingen noch in der Verbandsliga spielte, scheut die 2. Liga: »Ich bin noch nicht so weit. Ich werde als 20-Jähriger nicht gesetzt sein, deshalb sind für mich 30 Regionalligaspiele oder mehr in Bremen noch wichtiger als ein paar Kurzeinsätze in der zweiten Liga.« Als bestes Beispiel für eine gute Entwicklung führt Schachten das Beispiel Stephan Loboué an. Der Torhüter stieg vor einem Jahr auch freiwillig ab, kam vom Zweitligisten SpVgg. Greuther-Fürth nach Paderborn und war in dieser Saison einer der Garanten für den Aufstieg. »So stelle ich mir auch meine Entwicklung vor. Zuletzt war ich immer dabei, diese fünf Spiele zum Saisonende haben mich weiter gebracht als ein halbes Jahr Training.«
Besonders pikant: Die Paderborner vermuten, dass Ex-Trainer Pavel Dotchev den Transfer mit eingefädelt hat. Der Bulgare soll soll seinem Freund Thomas Wolter, bei Bremens Amateuren als Chef auf der Bank, den entscheidenden Tipp gegeben haben. Der SC Paderborn 07 will sein Nachwuchstalent aber nicht freiwillig ziehen lassen, sondern um den Mittelfeldspieler kämpfen. Schachten soll einen »Nicht-Amateurvertrag ohne Lizenz« unterschrieben haben. Darin sei zwar ein Zweitliga-Gehalt nicht vereinbart worden, doch Geschäftsführer Michael Born ist sicher: »Der Vertrag gilt grundsätzlich auch für die 2. Liga und ist bei einem Aufstieg nicht plötzlich ungültig.« Born ließ sich seine Auffassung am Montagmittag aber auch noch einmal vom Verband bestätigen: »Die Rechtslage ist eindeutig, wir werden die Angelegenheit jetzt einem Anwalt übergeben.« Schachten, der von dem Ex-Profi Angelo Vier beraten wird, glaubt dagegen, im Juni 2004 nur einen Zwei-Jahres-Vertrag für die dritte oder vierte Liga unterschrieben zu haben.
Im »Fall Lorenz« pocht der SCP ebenfalls auf die Einhaltung des Vertrages (bis 30. Juni 2006), auch wenn die grundsätzliche Entscheidung »Reisende soll man nicht aufhalten« steht. Jos Luhukay hatte sich zwar nie ausdrücklich für Michael Lorenz ausgesprochen, der SC Paderborn will aber jetzt noch eine Ablösesumme kassieren. Dazu Born: »Wir haben schließlich nichts zu verschenken.«

Artikel vom 14.06.2005