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Überleben der
Gemeinde steht auf
dem Spiel

Versammlung in Isenstedt-Frotheim

Von Stefanie Westing
Isenstedt/Frotheim (WB). Die Kirchengemeinde Isenstedt-Frotheim steht vor großen Veränderungen. Dies wurde gestern während einer Gemeindeversammlung in der Christuskirche deutlich. »Das, was wir haben, halten zu wollen, geht nach dem 30. Juni nicht mehr«, betonte Pfarrer und Presbyteriumsvorsitzender Falk Becker.

Denn wenn die Gemeinde bis dahin kein Einspar-Konzept vorlegt, denkt der Kreissynodalvorstand über Maßnahmen nach.
Stürmische Zeiten lägen hinter dem Presbyterium, sagte Becker. »Fertig sind die Überlegungen noch nicht. Aber wir werden neue Wege gehen müssen, denn das Überleben der Kirchengemeinde steht auf dem Spiel«, sprach er deutliche Worte. Grund dafür ist die miserable Finanzlage, wie Elisabeth Halwe-Grote, Leiterin der Verwaltung des Kirchenkreises Lübbecke, veranschautlichte. So übersteigen die Einnahmen in Isenstedt-Frotheim die Ausgaben deutlich, so dass in diesem Jahr 13 175 Euro einzusparen sind, 2006 dann 17 013 Euro, bis 2010 insgesamt 59 953 Euro.
Sie rechnete den Gemeindegliedern in der nur halbvollen Kirche vor, welche Kosten in Isenstedt-Frotheim pro Jahr anfallen, darunter 78 000 Euro an Personalkosten, 14 000 Euro für die Gebäudeverwaltung und 15 000 Euro für die Bewirtschaftung an Gebäuden. Diese Rechnung weist für 2005 ein Minus von 36 273 Euro aus. »Nur mit Einsparungen ist es nicht getan«, schloss Halwe-Grote. »Wir müssen uns verstärkt um Spenden und ehrenamtliche Arbeit bemühen, über den Kirchturm hinausblicken und mit anderen Gemeinden enger zusammenrücken.«
Überlegungen, wie dies aussehen könnte, werden seit einiger Zeit in einem »Arbeitskreis Kooperation« angestellt, dem Presbyter aus Isenstedt-Frotheim, der Martins-Kirchengemeinde Espelkamp und aus dem Pfarrbezirk II (Gestringen und Fabbenstedt) der Kirchengemeinde Alswede-Gestringen angehören. Sicher ist: In Zukunft wird es vieles nicht mehr geben. »Wir müssen kleiner werden in den Bereichen Personal, Küster, Kirchenmusik, Büro, Pfarrer und Gebäude. Ich glaube nicht, dass es hier in zehn Jahren in einem Verbund, wie auch immer der aussehen mag, noch zwei voll bezahlte Pfarrerstellen gibt«, so Becker.
Für eine enge Zusammenarbeit in kommunalen Grenzen - und dies so bald wie möglich - hat sich das Presbyterium ausgesprochen. Würden die drei Gemeinden zusammenarbeiten, ob mit Fusion oder »nur« in Kooperation, sichere die Gesamtzahl an Gemeindegliedern von etwa 10 700 die Existenz von drei Gemeindezentren und drei Pfarrstellen langfristig, erklärte Becker. Kooperationen seien denkbar bei Jugendarbeit, Gottesdiensten und Kirchenmusik, Gebäuden, Küsterdiensten und Gemeindebüros. Parallel-Strukturen wie zeitgleich an allen Orten stattfindende Gottesdienste müssten aber abgebaut werden - unter Beibehaltung der pastoralen Grundversorgung. Möglich wäre, dass ein »reisendes Profiteam« mit Pfarrer und Küster in Zukunft von Ort zu Ort fährt und dort die Gottesdienste abhält.
Weitere Maßnahmen, die Becker vorstellte, sind die kompletten Etatstreichungen für Gruppen und Projekte bis 2007, eine 66 prozentige Fremdnutzung des Gemeindehauses in Frotheim für Feste oder andere private Veranstaltungen, eine bessere Ausnutzng des Gemeindehauses in Isenstedt und Änderungsvereinbarungen mit den hauptamtlichen Mitarbeitern. »Erste Gespräche sind geführt. Betriebsbedingte Kündigungen sollen nach Möglichkeit vermieden werden«, sagte Becker. Auf der Habenseite sollen Aktionen, darunter das sehr gut angelaufene »freiwillige Kirchgeld«, die Lage verbessern. Notwendig, so Becker, sei der Umbau von der »Pastorenkirche«, wo alle bedient werden, zur »Gemeindekirche«, wo sich alle nach persönlichen Möglichkeiten und Gaben einbringen.

Artikel vom 13.06.2005