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Überfüllter Dampfzug
schafft kaum den Berg

Jubel für eine Legende - Ansturm auf Bahnhofsfeste

Von Klaus-Peter Schillig
Altkreis Halle (WB). Mit so einem Ansturm hatten selbst Optimisten nicht gerechnet: Die Züge durchweg überfüllt, jubelnde und winkende Menschen auf den Bahnsteigen, dicht umlagerte Imbiss- und Getränkestände. Besser konnte der Start für den »Haller Willem« kaum laufen.

Seit Freitag fährt der Traditionszug wieder bis nach Osnabrück - und tausende von Menschen nutzten die Gelegenheit zu Ausflügen über die Landesgrenze. Die Bahnhofsfeste waren zeitweise überlaufen - vor allem, wenn der historische Dampfzug erwartet wurde. Ob Musical in Sutthausen, »Bahnhof für Kinder« in Halle, Aktionstheater und Konzerte in Borgholzhausen oder Fest der Vereine in Steinhagen - Gäste aus ganz Ostwestfalen widmeten ihren Sonntag der traditionsreichen Eisenbahnstrecke.
»Das ist für mich ein ganz erhebendes Gefühl«, bekannte Dirk Wordtmann aus Osnabrück. Er habe früher selbst auf der Strecke gearbeitet, sein Vater sei 20 Jahre als Lokführer auf dem Haller Willem gefahren. Gestern fuhr Wordtmann als Schaffner der Museumseisenbahn mit - und hatte, wie seine Kollegen, alle Hände voll zu tun, den Ansturm der Eisenbahn-Nostalgiker in geordnete Bahnen zu lenken.
Auf der ersten Fahrt ab Bielefeld stiegen an jedem Bahnhof noch viele Passagiere ohne vorher gekaufte Fahrkarte zu. Hinter Borgholzhausen gab es dann noch nicht einmal mehr Stehplätze, in Dissen quetschten sich die letzten »Sardinen in die Donnerbüchse«. Klar dass die Lok der Museumseisenbahn Minden ganz schön schnaufen musste, um mit der schweren Last in Hankenberge die Höhe des Teutoburger Waldes zu erklimmen. Ohne den Anschub der historischen Diesellok der Osnabrücker Dampfzugfreunde wäre es problematisch geworden. Die Steigung: 24 Promille.
Auf der Rückfahrt wurde deshalb schon auf den Bahnsteigen besser gesiebt. Im niedersächsischen Bereich hatte die Verkehrsgesellschaft Landkreis Osnabrück (VLO) extra einen Sicherheitsdienst angeheuert, um für Ordnung auf den Bahnsteigen zu sorgen. Denn nicht nur der Dampfzug, auch die modernen Talentzüge wurden regelrecht gestürmt. Bis zu 500 Passagiere waren pro Fahrt unterwegs, viele mussten auch hier mit Stehplätzen Vorlieb nehmen.
Und schubweise stiegen die Passagiere auch wieder aus: In Halle beispielsweise, wo die Stadt ein buntes Kinderfest auf die Beine gestellt hatte. Da rockten die Kleinen zu den Tierparkliedern von »Randale«, lachten über den »Monstersalat« von Harry Dick und Daggy Duck und stürzten sich in die Arbeit, um mit Farbe, Ton, Ytong und Pappe viele heimische und vor allem bunte Produkte zu basteln. Das Ergebnis ist zwar nicht, wie es die beiden Kunsterzieherinnen Claudia Defort-Meya und Anke Brandt angekündigt hatten, als Haller Beitrag zur Expo in Tokio gedacht, aber immerhin doch für eine Ausstellung im Haller Rathaus.

Artikel vom 13.06.2005