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Besuch mit nachhaltigen Eindrücken

Exkursion der Wittekindshofer Werkstätten nach Berlin

Espelkamp-Benkhausen (AM). »Es war anstrengend, aber sehr schön«, so das Fazit von Andrea Herse. Sie hatte zusammen mit etwa 50 Kollegen aus den Wittekindshofer Werkstätten in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen und Espelkamp-Benkhausen an einer Berlinfahrt teilgenommen. Die Exkursion der Wittekindshofer Werkstätten, an der je zur Hälfte Menschen mit und ohne Behinderungen teilgenommen hatten, erfolgte auf Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Spanier.

Rüdiger Peters, der in den Werkstätten für die Vorbereitungen der Reise verantwortlich war, lobte die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten: »Wir haben uns nicht nur die Programmpunkte selbst aussuchen können, sondern uns haben statt einem, sogar zwei Mitarbeiter aus dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung begleitet, um möglichst viele individuelle Fragen auch zwischendurch so zu beantworten, dass sie auch Menschen mit geistigen Behinderungen gut verstehen können.« Selbst Sonderwünsche waren im Programm möglich, so dass die Wittekindshofer Reisegruppe auf dem Hinweg einen Zwischenstopp im Johannesstift in Berlin machen konnte, um eine mit dem Wittekindshof vergleichbare Diakonische Einrichtung kennen zu lernen.
Bei der obligatorischen Stadtrundfahrt fehlten die typischen Berliner Sehenswürdigkeiten nicht: Schloss Charlottenburg, Olympia Stadion, Potsdamer Platz, Museumsinsel und Kreuzberg. Überrascht waren viele Reiseteilnehmer, dass nach dem Mauerfall besonders in Ostberlin schon so viel passiert sei, dass man die alte Grenze kaum noch erkennen kann. Nachhaltigen Eindruck hat das heute als Museum zugängliche Stasi-Gefängnis hinterlassen: »Man kann sich gar nicht vorstellen, wie die da gelebt haben«, berichtet Brigitte Tabellion angesichts der kargen Ausstattung der Zellen, und erhält zustimmendes Nicken bei den übrigen Mitreisenden. Manfred Klein erkannte, dass an vielen Stellen in Berlin die Nationalsozialistische Herrschaftszeit aufgearbeitet wurde und viel Erinnerungsarbeit geleistet werde. Eine Bootsfahrt auf der Spree beendete den zweiten Tag.
Zum Abschluss der dreitägigen Studienfahrt besuchte die Reisegruppe in Begleitung von Wolfgang Spanier den Reichstag und den Plenarsaal des Deutschen Bundestages und genoss die Aussicht aus der Glaskuppel. Ebenso wie bereits am Vortag im Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung wiesen insbesondere die behinderten Beschäftigten Wolfgang Spanier auf politische Entwicklungen hin, die für sie mit Nachteilen verbunden sind -Êso müssten sie zum Beispiel trotz ihres geringen Einkommens in einer Werkstatt für behinderte Menschen zusätzliche finanzielle Einbußen durch Zuzahlungen bei der Praxisgebühr hinnehmen.

Artikel vom 11.06.2005