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»Aus und vorbei - Jetzt sind Sie frei!«

56 Abiturienten des Evangelischen Gymnasiums Werther erhielten gestern ihre Zeugnisse

Werther (dh). Erfolg, Glück oder alles Gute für die Zukunft: Das sind die Dinge, die man Abiturienten in der Regel wünscht. Doch das sei ihm zu langweilig, sagte Jan-Holm Sussieck gestern Nachmittag in seiner Schülerrede stellvertretend für die Abiturienten des Evangelischen Gymnasiums Werther. »Ich wünsche uns mehr«, sagte der ehemalige Schüler. »Ich wünsche uns, dass wir mehr vom Leben erwarten.«

Nach mindestens 13 Schuljahren haben gestern Nachmittag 56 junge Männer und Frauen im Rahmen einer Feierstunde im evangelischen Gemeindehaus ihre Abiturzeugnisse erhalten. Musikalisch begleitet wurde der Festakt von der EGW-Bigband unter der Leitung von Michael Henkemeier und eine Schülergruppe um Antoine Boecker aus der Klasse 6 a, die unter der Leitung von Ulrike Schilling mit Klezmer-Musik begeisterte.
»Jetzt werden die Karten neu gemischt«, sagte Udo Lange, der als stellvertretender Bürgermeister die Glückwünsche der Stadt Werther überbrachte und den Schülern mit auf den Weg gab, dass sie in Zukunft so viel wie möglich selbst mitmischen sollten.
An die Eigenverantwortlichkeit der Abiturienten appellierte auch Pfarrer Holger Hanke: »Die Jahre, die jetzt vor Ihnen liegen, tragen in sich die Verheißung, eine ganz wichtige Zeit für Sie zu sein«, sagte er und wünschte den ehemaligen Gymnasiasten Gottes Segen. Hanke: »Zahlreiche Entdeckungen warten darauf, von Ihnen gemacht zu werden.«
»Die Basis für Ihre Bildung haben Sie jetzt gelegt«, betonte die Vorsitzende des Schulvereins, Hannelore Brtholomäus. Die 56 Abiturienten des EGW hätten jetzt die besten Voraussetzungen, gebildete Persönlichkeiten zu werden.
Dr. Walter Arnold als Vertreter der Eltern forderte die Abiturienten auf, ihre neu gewonnene Freiheit zu genießen: »Das Leben hat auch außerhalb von Werther viel zu bieten«, sagte der Vater und betonte, dass das Leben nach dem Abitur erst richtig beginne: »Aus und vorbei - Jetzt sind Sie frei.«
Dass ihr der Abschied gar nicht so leicht falle, musste Jahrgangsstufenleiterin Dagmar Gawlich zugeben. »Es fiel mir zunehmend schwerer, die angemessene Schüler-Lehrer-Distanz aufrecht zu erhalten«, sagte die Lehrerin angesichts der Tatsache, dass die ehemalige Jahrgangsstufe 13 immer »gut drauf« gewesen sei.
Auch Jan-Holm Sussieck und Sina Gehring betonten in ihrer Rede stellvertretend für alle Abiturienten, dass »nicht immer alles schlecht« gewesen sei. Trotzdem: »Ich hatte selten Lust, morgens aufzustehen«, sagte Sussieck. »Und an so manchen Tagen habe ich mich mittags auch gefragt, warum ich es gemacht habe.« Doch er sei sich sicher, dass die 56 frischgebackenen Ehemaligen irgendwann feststellen werden, dass sei das, was sie am EGW gelernt haben, eines Tages wirklich brauchen werden. Und so bedankten sich Jan-Holm Sussieck und Sina Gehring bei den Lehrern, die ihnen neben Faktenwissen auch viele andere Dinge beigebracht hätten, die man für das Leben braucht.
Bevor alle Schüler ihre Zeugnisse erhielten, zeichnete Schulleiter Gerhard Koch Justus Stark, Laura Strauch und Kirsten Spindeldreier für besonders gute Leistungen im Fach Physik aus. Buchpreise für die Jahrgangsbesten gingen an Friederike Schubert, Franziska Voß, Sina Gehring (alle Notendurchschnitt 1,3) und Jan Hundertmark (1,1). Sina Gehring und Jan Hundertmark wurden außerdem mit einem Online-Stipendium geehrt.

Artikel vom 11.06.2005