13.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Auf der Wewelsburg
Kriegsbeginn erfahren

Historikertagung unterstützt Ausstellungskonzept

Von Rüdiger Kache
Wewelsburg (WV). Eine international besetzte Historikertagung gab am Wochenende auf der Wewelsburg entscheidende Impulse für die Neukonzeption der Dauerausstellung »Wewelsburg - Kult und Terror der SS 1933-1945«. Auf den Tag genau vor 64 Jahren hatte Heinrich Himmler hier seine Generale um sich geschart, um sie auf den bevorstehenden Russlandfeldzug einzuschwören.

Neuesten Forschungsergebnissen zufolge soll Himmler erst bei seiner Ankunft auf der Burg vom genauen Angriffszeitpunkt erfahren haben. »Es gibt diese historische Dimension, aber unser wichtigstes Ziel war es, die Wewelsburg und den Ort in einen Kontext zu setzen zur Geschichte der SS und des Nationalsozialismus«, fasste Dr. Jan Erik Schulte (Uni Bochum) am Ende der mit 100 Wissenschaftlern (darunter Gäste aus Kanada und Großbritannien) hochkarätig besetzten Tagung zusammen. Es seien viele neue Detailkenntnisse gewonnen worden, die eine deutlich schärfere Kontur des Gesamtbildes »Wewelsburg« ermöglichten.
Unter den Referenten war auch Prof. Dr. Peter Longerich (Universität London), der seit vier Jahren an der bislang umfangreichsten und ersten wissenschaftlichen Biografie über Heinrich Himmler arbeitet und im Fundus der Wewelsburg Dokumente entdeckte, die er darin verwerten kann. »Man kann sehen, dass die SS hier versucht hat, eine Kultstätte zu schaffen mit baulichen Konzepten, die immer mehr ins Gigantische uferten und dabei erkennen lassen, wie hohl das Weltbild dieser NS-Organisation in Wirklichkeit war.«
Auch Dr. Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin, stellte fest, dass die Wewelsburg sehr wohl eingebunden war in die terroristische Politik der SS. Gleichwohl warnen die Historiker davor, den Mythos der Wewelsburg nicht im Nachhinein zu hoch zu hängen, wie es beispielsweise Guido Knopp in seinem Himmler-Porträt (»Vatikan der SS«) getan habe. Tuchel: »In der gesamten SS aber gibt es nichts Vergleichbares zur Wewelsburg, sie hatte eine ganz spezifische Rolle.«
Museumsleiter Wulff E. Brebeck und seine Mitarbeiterin Kirsten John-Stucke sind sehr zufrieden mit der breiten Resonanz führender Historiker, die sich mit der NS-Zeit befassen. Und sie können sicher sein, dass damit die Konzeption der Ausstellung, die mit erheblichen Mitteln des Bundes und des Landes gefördert wird, eine ebenso breite Zustimmung in der Fachwelt erfährt.

Artikel vom 13.06.2005