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Den Besucher fest im Blick

Sabine Zarrath-Rind und J. Peter Wolters stellen in Bevern aus

Von Wolfgang Braun
Godelheim/Bevern (WB). »Berühren - Berührt sein - In Kontakt« ist das Thema der Ausstellung mit Kunstwerken von Sabine Zarrath-Rind und Johannes-Peter Wolters in Schloss Bevern. Es ist die erste große Präsentation, die die in Godelheim beheimatete Ateliergemeinschaft bestreitet.

Die Schau in den beiden großzügigen Ausstellungsräumen des Schlosses zeigt ganz neue, aber auch ältere Arbeiten der beiden Künstler, die bereits seit 1996 zusammen arbeiten und seit 1998 ein gemeinsames Atelier an der Pyrmonter Straße in Godelheim betreiben.
Es dominiert bei aller Materialvielfalt der Werkstoff Glas: Wandbilder aus Glas, Glas-Stelen und Glas-Acrylbilder bestechen durch die glänzende Prächtigkeit der zumeist sehr warmen Farben, durch die schillernden Reflexe des Lichts auf der glatten Oberfläche. »Glasbilder sind gewissermaßen unser gemeinsames Kind«, erklären Sabine Zarrath-Rind (52) und Johannes-Peter Wolters (52), die seit 1999 mit diesem empfindlichen Stoff arbeiten. »Die Zeit des Experimentierens ist vorbei. Jetzt kombinieren wir die erarbeiten Techniken und stellen uns der Frage, wie setzen wir Ideen und Gefühle künstlerisch um«, ergänzt Wolters.
Neu sind Acryl-Bildern, in die kleinere Glasbilder eingelassen sind. Diese Arbeiten, die heimische Naturmotive abbilden - so den mondlichtbeschienenen Strand am Godelheimer Freizeitsee oder einen baumumrandeten Teich in Holzminden - werden direkt vor drei Schlossfenster platziert, so dass die in den Bildkörper eingelassenen bunten Glasflächen zu leuchten beginnen, wenn die Sonne durch sie hindurch scheint.
Gezeigt werden mannshohe Glasstelen, großformatige Glasplastiken die an Augen, an Pupille und Iris, erinnern. »Mit unserer Segmenttechnik, haben wir keine Probleme, auch größere Glasartefakte herzustellen«, berichtet Wolters. Überhaut sind in vielen der Kunstwerken Augen- oder augenähnliche Motive zu erkennen: »Dadurch fühlt sich der Besucher angeblickt, nehmen die Kunstwerke Kontakt zu ihm auf«, erläutert Sabine Zarrath-Rind das Konzept.
Ein weiterer Schwerpunkt neben der Glaskunst sind ihre großformatigen Pastellkreidebilder, die in fotorealistischer Manier Ausschnitte der näheren Umgebung zeigen.
Sabine Zarrath-Rind kommt von der Malerei und dem textilen Gestalten her und arbeitet vorzugsweise mit Farben und Flächen verschiedener Materialien. Johann Peter Wolters dagegen arbeitet plastisch. So wurde er durch überlebensgroße und sehr realistische Figuren bekannt. Aus dieser, vor Jahren entstandenen Kollektion, zeigt er in Bevern zwei typische Arbeiten - einen Hippie und das Abbild einer Frau, die mit dem Foto ihres Gatten in der Hand nach dem Krieg auf einem Bahnhof auf die Heimkehr ihres Ehemannes wartet. Nach längerer Pause hat er die plastische Arbeit jetzt wieder aufgenommen. Er gestaltet jetzt nicht mehr mit Porzellan, sondern mit Industrieplastilin, das sich leichter formen lässt.
Die einmonatige Ausstellung im Schloss Bevern mit ihren fast 80 Einzelstücken wird von den beiden Künstler in diesen Tagen so aufgebaut, dass die Raumarchitektur mit einbezogen ist.
So werden die historischen Toilettennischen dazu genutzt, Figuren hinter Glas zu präsentieren. Unter der Decke in einem Raum schwebt ein Großmobile: Dessen drahtumgrenzte Felder kombinieren Glaskunst-Arbeiten mit Fetzen zum Schmelzen gebrachter weißer Kunstfaser names Tyvek - einer Textilie, aus der Malerschutzkleidung hergestellt wird. In der Glaskunst überwiegen augenartige Motive, so dass die Kunstwerke untereinander in Beziehung zu treten scheinen: Sie »blicken« sich, suchen den Kontakt zum Betrachter.
Der soll noch weiter vertieft werden. Denn ausdrücklich gilt: »Berühren erlaubt!«
Die Ausstellung wird am 26. Juni, 11 Uhr, eröffnet.
www.atelier-gemeinschaft.de

Artikel vom 15.06.2005