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Hinter kühler Fassade steckt ein großes Herz

Klinik Schloß Haldem und Landschaftsverband verabschieden Günther Purwins

Von Wiebke Henke
Haldem (WB). Der Festakt war gezeichnet von viel Poesie: Zur Verabschiedung des Kaufmännischen Direktors der Westfälischen Klinik Schloß Haldem, Günther Purwins, sprachen die Ehrengäste häufig in Bildern.

Nach sieben Jahren verlässt Purwins die Klinik in den wohlverdienten Ruhestand. Er arbeitete insgesamt 47 Jahre für den Träger der Klinik, den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).
Poetisch begann bereits der Ärztliche Direktor der Klinik, Dr. Ingbert Rinklake, die Begrüßung der Gäste. Mit einem Gedicht von Eugen Roth und anschließenden Worten lobte er Purwins' »unermüdliches Engagement« und gab ihm mit auf den Weg: »Bleiben Sie Mensch und halten Sie die Klinik in guter Erinnerung.«
Stemwedes Bürgermeister und Vorsitzender des Klinikbeirates, Ekkehardt Stauss, stellte heraus, dass alles, was die Klinik in Angriff nehme, Sinn und Verstand habe. Einen Bogen schlug er und bezog sich auf das Bild »Die Brücke von Langlois bei Arles« des Künstlers Vincent van Gogh, welches auf der Einladung zur Verabschiedung zu sehen war.
Stauss verglich Purwins mit einem »Brückenbauer«, der die schwierige Aufgabe gemeistert habe, erfolgreiche Therapie und größtmögliche Sicherheit für die Bevölkerung zusammenzufügen und somit dem schweren Stand der Klinik in der Öffentlichkeit gegenzulenken. Als »Sprachrohr« der Klinik habe Purwins ausgezeichnete Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Zudem lobte Stauss Purwins' »Macherqualitäten«, mit denen es ihm gelungen sei, die »Brücke« zu bauen zwischen Betriebsleitung, Belegschaften und Mitarbeitern sowie dem Klinikbeirat.
Stauss bedankte sich für die stets gute Zusammenarbeit und wünschte »Leben am Tag und Jazz am Abend«. Hierzu überreichte er einen Gutschein für Jazz-CDs und einen Bildband Stemwede.
Wolfgang Schäfer, Direktor des LWL, beschrieb in seiner Laudatio den Werdegang des jungen Günther Purwins, der vom Dienstanfänger bis zum Kaufmännischen Direktor die Abteilungen des LWL durchlief. Schäfer widersetzte sich ausnahmsweise der Schweigepflicht und zitierte aus dem psychologischen Gutachten Purwins', das ihm Fleiß und Gewissenhaftigkeit attestierte und schrieb, er sei dabei kein »stilles Wesen«. Schäfer weiter: »Schon in der Schule lag Purwins' Talent in der Mathematik und den Zahlen. So kam es, dass er 14 Jahre beim LWL in der Kämmerei tätig war.« Besonders habe ihm »sparsames Wirtschaften« gelegen, und so kam es dazu, dass Purwins im Frühjahr 1977, als »Not am Mann« war, kommissarisch als Verwaltungsleiter tätig wurde. Diese Aufgabe übernahm er ein halbes Jahr später offiziell.
Als 1984 in Lippstadt eine eigene forensische Klinik aufgebaut wurde, war Günther Purwins dort bis zu seinem Wechsel nach Haldem im Jahr 1998 tätig. Schäfer würdigte die getane Arbeit und stellte die große Herausforderung seiner letzten beiden Jahre vor Ort, den Aufbau der Westfälischen Maßregelvollzugsklinik Rheine, dar. Purwins habe hier sein gesamtes organisatorisches Geschick in die Waagschale gelegt.
Szenen aus Eickelborner Zeiten lieferte Dr. Vera Schumann, Leitende Landesmedizinaldirektorin a.D. aus dem Westfälischen Zentrum in Lippstadt. Sie würdigte Purwins' »großes Herz hinter der kühlen Fassade« und betonte, dass der Angesprochene Probleme stets fair gelöst habe. Sehr beliebt war der Kaufmännische Direktor in Lippstadt, denn noch heute, so Schumann, sei er vielen in bester Erinnerung. Das habe sie festgestellt, als sie Bürger der Stadt und ehemalige Mitarbeiter angesprochen habe.
Günther Purwins selbst sprach am Ende des offiziellen Teils der Feier Worte des Dankes. »Mir fällt der Abschied von der Klinik nicht leicht, denn in den vergangenen acht Jahren habe ich Wurzeln geschlagen«, betonte der Kaufmännische Direktor, der nun nur noch bis zum 30. Juni in diesem Amt tätig sein wird.
Den Werdegang der Klinik im Speziellen und des Maßregelvollzuges im Allgemeinen werde er im Hinblick auf den Wechsel der Landesregierung künftig verfolgen. In den vergangenen Jahren habe er viel Kritik erfahren, aber auch Lob bekommen. Für etwaige gemachte Fehler bat Purwins um Entschuldigung und dankte in erster Linie der Betriebsleitung für die gute Zusammenarbeit. Großer Dank galt danach auch seinem Stellvertreter Ingo Baum sowie seiner Sekretärin Annette Suckau.

Artikel vom 13.06.2005